Schaurig-schöne Narren lassen den letzten Vorhang fallen
Eröffnungsball: Zunft verwandelt Beethovenhaus in buntes „Gruselkabinett“
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Es sollte keine Abrissparty werden, doch bei ihrem letzten Eröffnungsball im Beethovenhaus hatte die Narrenzunft Schwenningen nochmal alles gegeben: Mit schaurig-schönen Tanzeinlagen und Geschichten aus Villingen-Schwenningen trieb sie in „Beethovens Gruselkabinett“ihr Unwesen.
Vielleicht sollte sich die Zunft mit Hollywood in Verbindung setzen und das Beethovenhaus künftig als Gruselkulisse anbieten, meinte der zweite Zunftmeister Lutz Melzer bei seiner Begrüßung, und stellte sofort die Verbindung zwischen dem Eröffnungsball-Motto und dem Kehraus in der veralteten Veranstaltungshalle her. Diese sollte sich als roter Faden durch das kurzweilige vierstündige Programm ziehen, das, gespickt mit allerlei Horror-Szenarien, mit Wehmut, aber vor allem mit Humor auf die jahrzehntelange Geschichte des Hauses zurückblickte.
Bereits der Fanfarenzug unter der Leitung von Volker Beier hatte sich in Grusel-Kostümen eine besondere Eingangs-Szenerie einfallen lassen, und auch die Tanzeinlage der Garde machte Geschmack auf mehr. Die Power Kids zauberten mit einer Tanznummer zu „Hui-Buh“eine gespenstische Atmosphäre, während die Teenie Dancers in fantasievollen Vampir-Kostümen die Zuschauer das Fürchten lehrten.
„Freude schöner Götter Funken, hier hat’s oft im Klo gestunken“: Unverkennbar als Beethovens Geist nahm Jochen Schwillo die Schwachstellen im Beethovenhaus aufs Korn und ließ auch die Kommunalpolitik nicht ungeschoren davonkommen. Leisere Töne schlugen die zwei Necklemer mit ihrer Gitarre über den Schwenninger Hansel an, während „Beethovens Erben“trotz Dunkelheit mit einer Klatsch-Einlage und dem Spiel mit Neon-Leuchtbechern einen besonderen Hingucker lieferten. Auf der Suche nach „Erschreckungskünstlern“war Geisterbahnbetreiber Igor (Siegfried Zölle).
Ob Wolfgang Amadeus Mozart – eine Paraderolle für Jürgen Wangler – und der schreckhafte, zusammengeschusterte „Hermann aus Pathalogien“(Günther Hermel) die richtigen Kandidaten waren? Zumindest der selbstverliebte Mozart wollte lieber Oberbürgermeister werden und hatte jede Menge Einfälle für die Verschönerung der Stadt, unter anderem eine rosa Leuchtfarbe für die Villinger Stadtmauer.
Derweil sorgten die Happy Neckar Dancers in schaurigbunten La Catrina-Kostümen für mächtig Stimmung, ehe die fünf Männer der Schwantastischen in ihren Liedern vom Umzug des Hansel oder vom Abschied aus dem Beethovenhaus erzählten. „In vielen Orten gibt’s Ärger, in manchen auch Stress, doch so groben Unfug gibt’s nur in VS“: Deswegen war der kleine Rabe zurückkehrt und ließ mit ironischem Biss die kommunalen Geschehnisse Revue passieren – zurecht gab es dafür stehende Ovationen. Noch gut erinnerte er sich an die coliformen Bakterien im Trinkwasser und die riesigen Schlangen vor der Wasserausgabe: „Denn nirgends steht der Schwenninger so prompt, wie wenn er was umsonst bekommt.“Und da es noch keinen Gegenkandidaten für OB Rupert Kubon gebe, schlage er kurzerhand den – zurückgetretenen – Zunftmeister Martin Wittner vor. „Weil am besten wär’s, das sag ich bestimmt, wenn die Narrenzunft in VS das Steuer übernimmt.“
Mit der Geisterbahn unterwegs durch die Doppelstadt waren Matti, Jörg und Nicole Schlenker und sorgten für ordentlich Klamauk: in Villingen machten sie sich über die Villinger Fasnets-Figuren lustig, in der Neckarstadt trafen sie auf die Schneiderin und Schwenninger Persönlichkeit Beate Reuter, die ihre 20-jährige Mitgliedschaft bei der Narrenzunft feiert. Der Abschied von der Halle fällt den Narren nicht leicht Weitere Tanzhöhepunkte bildete das Narrenzunft- sowie das Männerballett, die neben ihren gruseligen Tanzeinlagen mit ihren bizarren Kostümen und Masken überzeugten. Die Liebe zum Detail steckte ebenfalls in der aufwendigen Grusel-Deko: Im Beethovenhaus wimmelte es von Spinnweben, Särgen und Skeletten und ließ wiederum erkennen, dass der Narrenzunft der Abschied nicht leicht fällt. „Mach’s gut, altes Haus!“, meinte VergnügungsausschussSprecher Ully Hugger am Schluss passend.