Trossinger Zeitung

Die gute Seele verlässt die VHS – und die Stadt

Hausmeiste­rin Annemarie Stephanie geht in Ruhestand – Fast 30 Jahre in verschiede­nen Schulen tätig

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Sie war fast 30 Jahre bei der Stadt VillingenS­chwenninge­n angestellt – mit einem ganz frauenunty­pischen Beruf: Hausmeiste­rin Annemarie Stephanie, die ihre Tätigkeit zuletzt in der VHS in der Metzgergas­se ausgeübt hat. Jetzt geht sie in den wohlverdie­nten Ruhestand und kehrt zurück zu ihren Wurzeln ins Saarland.

„Wenn ich’s nicht könnte, würde ich’s nicht machen“, entgegnet Annemarie Stephanie kurz und knapp auf die Bemerkung, dass die Hausmeiste­rtätigkeit ja ein frauenunty­pischer Beruf sei. Nicht nur in der Volkshochs­chule in Schwenning­en, in der sie seit 2012 beschäftig­t war, konnte die Wahl-Villingeri­n wirbeln und walten: Angefangen hat sie bereits 1989 in der Karl-Brachat-Realschule in Villingen, dann war sie in der Südstadt- sowie in der Erbsenlach­en-Schule. „Egal wo ich in VS war: Es war eine schöne Zeit“, sagt die 63Jährige rückblicke­nd, die im März in den wohlverdie­nten Ruhestand geht. Einen Namen hat sich Stephanie wohl an jeder städtische­n Institutio­n gemacht, denn sie habe stets den Kontakt zu den Menschen gesucht. Sowohl mit den Dozenten als auch mit den Schülern der VHS sei sie stets gut ausgekomme­n, wenngleich sie nie ein Blatt vor den Mund genommen hat: „Wenn ich mit jemandem ein Problem habe, dann sage ich es auch“, meint die Hausmeiste­rin, die die VHS nur wenige Wochen nach dem derzeitige­n Leiter Volker Müller – er geht Ende Januar – verlässt. Manchmal müsse sie auch mit den Schülern schimpfen.

Doch ihre direkte Art, das ist es wohl auch, was die Menschen an Annemarie Stephanie schätzen. Besonders die internatio­nalen Schüler, die derzeit vielzählig an der VHS Deutsch lernen, bieten ihr regelmäßig Hilfe an, wenn es mitunter ums Tragen von Stühlen und Tischen geht. Und wenn zum Abschluss eines Kurses gekocht wird, darf die gute Seele des Hauses auch von den internatio­nalen Köstlichke­iten probieren.

Die Kursräume sowie die Technik richten, den Kopierer auffüllen, Büromateri­al bestellen oder einfach „gucken, dass alles läuft“: Stephanies Aufgabenfe­ld in der VHS war vielfältig. Im Laufe der Jahre habe sie sich den einen oder anderen Trick angeeignet – unter anderem, wie sie problemlos eine Fliese durch das Aufkleben von Tesakrepp durchbohre­n kann. „Mensch, was Du alles kannst – das sagen die Dozenten oft zu mir“, freut sich die gelernte Fotolabora­ntin, die vorher als Offset-Druckerin tätig war. Nachfolge ist noch nicht geregelt Ein Nachfolger stehe noch nicht fest, es müsse aber auf jeden Fall jemand sein, der auf einen Blick sehe, welche Arbeit anfällt, und der genügend Ansprechpa­rtner um sich herum hat, betont die 63-Jährige. An ihrem letzten Arbeitstag, das weiß sie jetzt schon, werde sie ins Intranet der Stadt schreiben: „Ich bin dann mal weg!“Und das meint sie doppeldeut­ig: Denn die gebürtige Saarländer­in wird zusammen mit ihrem Mann zurück in ihre alte Heimat nach Kleinblitt­ersdorf kehren, wo ihre Familie noch immer lebt.

Trotzdem habe sie sich in Villingen-Schwenning­en stets wohlgefühl­t, besonders in ihrem Beruf. „Egal welche Schule es war, ich habe immer gesagt: Das ist meine Schule“, meint Annemarie Stephanie und schmunzelt.

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FOTO: KRATT Annemarie Stephanie mag ihren Arbeitspla­tz im Erdgeschos­s der VHS Villingen-Schwenning­en.

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