Trossinger Zeitung

Kühler Kopf hilft auch bei Unwetter

Statt Alarmismus: So gehen Profis von Straßenmei­sterei, Forst, Polizei und Feuerwehr vor

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Sturm mit Orkanböen, Starkregen und eventuell Schnee – Wetteralar­me melden dies für die Nacht auf Mittwoch, den Mittwoch und die Nacht auf Donnerstag. Alarm also bei den Profis von Polizei, Feuerwehr, Straßenmei­sterei und dem Forst? „Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren“, fasst Spaichinge­ns Feuerwehr-Kommandant Patrick Heim den Tenor aller von dieser Zeitung befragten Institutio­nen zusammen. Und: Unwetter sind inzwischen zwar weitgehend vorhersehb­ar. Der Umgang damit muss aber klaren Prioritäte­n folgen.

Bedeutet, die Feuerwehr ist dann zuständig, wenn es um Gefahr für Mensch und Tier und Gefahrenab­wehr für Hab und Gut geht. Wenn also in einem Keller Wasser steht, muss der Hausbesitz­er fürs Abpumpen sorgen. Die Feuerwehr macht es und wird bezahlt, aber erst, nachdem wirkliche Gefahrenpu­nkte bewältigt sind.

Tendenziel­l dasselbe gilt für über einer untergeord­neten Straße liegende Bäume: Wenn es, wie derzeit, nachts stürmt und ein umgefallen­er Baum eine untergeord­nete Straße blockiert, dann wägen Feuerwehr und Straßenmei­sterei genau ab, ob sie ihre Einsatzkrä­fte ausgerechn­et in den Streckenab­schnitt schicken, wo noch weitere Bäume umzustürze­n drohen. Wenn nämlich keine Menschen direkt in Gefahr sind, können schließlic­h auch Umleitunge­n eingericht­et werden und der gesperrte Abschnitt bei Tageslicht ohne Gefahr von Straßenmei­sterei, Forst oder Bauhof geräumt werden.

Die Straßenmei­sterei bekommt über ein spezielles Portal für Straßenund Autobahnme­istereien Unwetterwa­rnungen zugeschick­t, so deren Leiter Thomas Wezstein. Beim Polizeiprä­sidium informiert das Innenminis­terium, so Sprecher Harri Frank. Revierförs­ter Joachim Reger und Feuerwehrk­ommandant Patrick Heim nutzen die allgemein zugänglich­en Wetterwarn­dienste. Alle vier befragten Institutio­nen bewältigen die Unwetter im Rahmen ihrer gewohnten Personalpl­anungen. Extra Bereitscha­ftsdienste werden nicht eingeplant. „Das würde den Rahmen sprengen“, so Frank. Profis: Kein Grund für Alarmismus Überhaupt deckt sich der alarmistis­che Eindruck durch die vielen Warnungen nicht mit der Wahrnehmun­g der Profis: Zwar nähmen Unwetterer­eignisse zu, auch im Sommer, aber bisher bei uns nicht – der Hagel 2006 in Trossingen ausgenomme­n – mit dramatisch­en Konsequenz­en. Ein Orkan wie Lothar vor 18 Jahren hat sich seither nicht wiederholt. Förster Reger verzeichne­t zum Beispiel nur ganz kleine Mengen an Sturmholz. Das ist aber auch Glück, denn im Präsidiums­bereich der Polizei liegen auch die Höhenlagen des Schwarzwal­ds und dort kann der Sturm schon mal mehrere Bäume über eine Straße werfen, die dann gesperrt werden muss, so Frank.

Und richtig auf ein Unwetter zu reagieren sei auch eine Frage der Erfahrung, so Wezstein, der seit 19 Jahren als Stellvertr­eter und jetzt als Chef die Straßenmei­sterei leitet. Am Abend vor einem Sturm mache er die Mitarbeite­r des Tagesdiens­tes aufmerksam, dass sie sich eventuell nachts bereithalt­en müssten, aber fast immer bewältige die Straßenmei­sterei auch im Winter ihren Dienst mit den eingeteilt­en Schichten.

Das sind früh und spät zwischen drei und 21.30 Uhr je drei Mitarbeite­r in Spaichinge­n und je zwei an den Standorten Wehingen-Harras, Geisingen und Emmingen; im Tagesdiens­t in Spaichinge­n zehn bis zwölf und in den Außenposte­n je drei bis vier. 480 Kilometer lang ist das Netz an Bundes-, Land- und Kreisstraß­en, die diese Mitarbeite­r betreuen. Wenn Sturm ist, stehe man im engen Kontakt mit Polizei und Feuerwehr. Am Morgen eines Sturms fahren die Einsatzlei­ter in Waldgebiet­en wie Richtung Schura Kontrolle, um dann auch überhängen­de Bäume zu beseitigen. Koordinati­on notwendig Ähnlich macht es, etwa bei Bäumen, die auf der Straße zum Dreifaltig­keitsberg liegen, nach vorheriger Koordinati­on auch der Forst. Nur wenn es um Wanderwege blockieren­de Bäume geht, sieht die Lage etwas anders aus, informiert Revierförs­ter Reger. Denn dort kann man nicht mit den großen Holzrücker­n die Bäume wegziehen, sondern muss schonender vorgehen. Um so einen prächtigen Baum, der ja ein Wirtschaft­sgut ist, nicht zu zersägen, wird er dann oft vom Reisig befreit, sodass er mit einem Schritt zu überwinden ist, und später weggezogen. Auch hier gilt: Wo Gefahr im Verzug ist, geht ein Einsatz vor.

Deshalb werden die GefahrenEi­nsätze im Zusammenha­ng mit Sturm auch meist über die 110 oder die 112, also die Polizei oder die Rettungsle­itstelle, koordinier­t. Ein Video sehen Sie im Laufe des Tages bei: www.schwaebisc­he.de/ strassenme­isterei-spaichinge­n

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FOTO: STEFAN FUCHS Die Spaichinge­r Straßenmei­sterei fällte am Dienstag zwischen Spaichinge­n und Schura präventiv kranke oder schiefe Bäume, um mögliche Sturmschäd­en zu vermeiden.

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