Alle Narren tanzen
Beim Wurmlinger Zunftball treffen Tradition auf Moderne – Olympia großes Thema
WURMLINGEN - Die Fünfte Jahreszeit ist in Wurmlingen ganz heftig ausgebrochen: Die Narrenzunft Wurmlingen zelebrierte am Samstagabend ihren großen Zunftball. Mit Eigengewächsen und illustren Gästen wurde ein spannendes und närrisches Programm auf die Bühne der Schlosshalle gezaubert.
Für die Tradition stand wieder einmal der Einsprung der gastgebenden Narrenzunft. Eben „Fasnetsnarre kugelrund, d’Fasnet machet älle gsund“, spielten die Hirschbube den eingängigen Wurmlinger Narrenmarsch. Zunftrat, Füchse, Hansele und Hexen konnten richtig taktvoll einspringen und die Gäste kamen gleich ins Schunkeln.
„Ohne Gäste wäret mir nix“, hatte Zunftmeister Klaus Wittkopf vorgegeben und dabei vor allem an die Narrenzunft Spaichingen mit ihren Tanzgruppen erinnert. So hat es durchaus Tradition, dass deren adrette Deichelmäuse mit ihrem Gardetanz den Showteil eröffnen und in Blau-Weiss einen flotten Tanz hinlegen. Extraklasse war wie gewohnt deren Hästräger -Tanzgruppe. Allerdings nicht in traditionellem Häs. Mit viel Fantasie wichen sie wieder einmal vom Klischee ab und präsentierten ungedopt, aber mit einer Wucht an Einsatz, Olympische Spiele in Peking – mit fernöstlichen und mit sportlichen Elementen. „Oh wie ist das schön“, spielten da zwischendurch die Hirschbube.
Aber auch die Eigengewächse konnten sich sehen lassen: „Hexen bauen Pyramiden“war die Devise bei den einheimischen Hexen. Ihr Tanz war ebenfalls ein echter Hingucker und lief – für Hexen – absolut präzise wie bei „richtigen“Kaskadeuren diszipliniert ab – einfach klasse. Die Hansele der Narrenzunft feierten ihre zehnte Saison als Rock-Hansele mit einem Querschnitt aus dieser Dekade. „We will rock you“, tönte es da zwar aus dem Lautsprecher. Aber mit ihrer fast stoischen Bedächtigkeit dürften sie einmalig in der Rock-Szene sein – eine tolle Verbindung von Tradition und Moderne. Diesmal gab es für die Gratulationscour sogar eine Demaskierung. Die Frisuren sahen zwar etwas derangiert aus, die „Mädels“waren jedoch happy. „Ihr seid super“, lobte Alena Kiefer ihre Mutter und deren Mittänzerinnen.
Mit dabei waren auch die Funky Diamonds – einst vom örtlichen TV, inzwischen vom Turnerbund Weilheim. Ihr kunterbunter Auftritt war wieder einmal sehenswert. Genauso der Tanz der TV-Garde aus Wurmlingen bei ihrem Heimspiel in der Schlosshalle.
Und dann gab es natürlich wieder die dissonanten Auftritte der Guggemusiken. Gekommen waren die Stoabeisser aus Worndorf und die Schtägge-Näschter aus Honstetten. „Musik wird oft nicht schön gefunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden“, schrieb einst Wilhelm Busch. Aber allem fast infernalischem Lärm zum Trotz, ist die Guggenmusik inzwischen ein gern gehörtes musikalisches Element der Fasnet. Und Mittel der Kriegsführung ist sie auch nicht mehr. Dank Stahlbeton passiert nichts mehr wie im Altertum, als in Jericho die Mauern einstürzten. Die beiden Bands kamen bei den vielen Gästen an. „Wunderbar“, kommentierte jedenfalls Ansager Arne Hahn spontan einen der Auftritte. Weitere Fotos vom Zunftball finden Sie unter www.schwaebische.de/tuttlingen