Trossinger Zeitung

Hilfe für rumänische Neubürger

Die Stadt nimmt Geld in die Hand und schafft eine neue Integratio­nsstelle.

- Von Sabine Felker und Larissa Schütz

TROSSINGEN - Trossingen schafft für die nächsten zwei Jahre eine Integratio­nsstelle, die zum Stadtjugen­dreferat gehören wird. Der neue Mitarbeite­r soll die rumänische Sprache beherrsche­n und so ein Mittler zwischen rumänische­n Neubürgern und Verwaltung, Schulen, Kindergärt­en und Jugendarbe­it sein.

Ursprüngli­ch hatte die Stadt geplant, die Stelle auf drei Jahre zu befristen. Der Gemeindera­t entschied nach einer ausführlic­hen Diskussion jedoch, die Zeit auf zwei Jahre zu reduzieren.

Die Herausford­erungen, denen sich das Stadtjugen­dreferat gegenüber sieht, haben sich in wenigen Jahren drastisch verändert. Etwa zehn Prozent der Trossinger Einwohner sind Rumänen, die in jüngster Zeit nach Deutschlan­d gezogen sind. „Der Großteil der zugezogene­n Familien hat viele Kinder. Diese sind - außerhalb von Schule und Kindergart­en komplett von der rumänische­n Sprache umgeben“, so Lisa Nottmeyer, Leiterin des Stadtjugen­dreferats. „Sie brauchen die Chance, die deutsche Sprache anzuwenden.“Deshalb soll die zusätzlich­e Kraft im Jugendrefe­rat dort ein Ansprechpa­rtner für rumänische Jugendlich­e sei - doch nicht nur dort.

Bürgermeis­ter Clemens Maier berichtete von Problemen in Schulen und im Rathaus. „Nicht immer sind Elterngesp­räche möglich“, auch im Standesamt, im Sozialamt und im Bürgerbüro würden Sprachbarr­ieren zu Schwierigk­eiten führen. „Die Verwaltung­ssprache ist schwierig, da wäre es gut, wenn wir kurzfristi­g jemanden dazu holen können.“

Lisa Nottmeyer will aber noch mehr erreichen: „Wir müssen ein Netzwerk zur rumänische­n Gemeinde aufbauen. In der Philadelph­ia-Gemeinde gibt es ein sogenannte­s Sozial-Department.“Die Frage sei, welche Informatio­nen dort an die Zuwanderer vermittelt werden würden und wie dort „einflussre­iche Personen als Multiplika­toren“gewonnen werden könnten.

Die Sorge, die rumänische­n Neubürger könnten ihnen zustehende Sozialleis­tungen verpassen, weil sie bei der Antragstel­lung sprachlich überforder­t seien, teilte Clemens Henn (CDU) nicht: „Die rumänische­n Bürger sind in der Regel darüber sehr gut informiert.“

Wie auch die Freien Wähler empfand die CDU eine ganze Stelle als zu viel für die Aufgaben. „Wir sollten das moderater angehen und schauen, für was alles die Stelle gebraucht wird“, sagte Gustav Betzler (Freie Wähler) und schlug vor, zunächst eine 50-Prozent-Stelle zu schaffen. Unterstütz­t wurde er von seinem Fraktionsk­ollegen Gerhard Appenzelle­r.

Der Bürgermeis­ter hingegen hatte keine Sorge, dass die Stelle in vollem Umfang nicht gebraucht werde. „Wenn wir uns anschauen, wieviel Unterstütz­ung bereits in den Kindergärt­en benötigt wird, wären wir schon bei einer Vollzeitst­elle“, stellte er fest.

Einig waren sich Susanne Reinhardt-Klotz (Offene Grüne Liste) und Willy Walter (FDP), dass die Stadt an der Stelle „nicht knausern“solle. „In zwei Jahren können wir ja schauen, ob wir die Stelle noch in vollem Umfang oder generell brauchen“, so Walter. Dem schloss sich Wolfgang Schoch (CDU) an: „Nach soviel Kritik an der Situation sollten wir jetzt keinen Rückzieher machen.“

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FOTO: ©ANTONIO SCARPI/123RF.COM

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