Trossinger Zeitung

Kirchenglo­cke nach 32 Jahren gefunden

Dachboden von Deilinger Kirche birgt Glocke der Nikolauska­pelle am Oberhohenb­erg

- Von Daniel Seeburger

DEILINGEN (zak) - Ein spektakulä­rer Fund: Die Glocke des früheren Kirchleins am Schörzinge­r Hohenberg ist auf der Bühne der Deilinger Kirche gefunden. Nun kehrt sie in die Nikolauska­pelle zurück.

Wann genau die Glocke der historisch­en Nikolauska­pelle am Oberhohenb­erg zum letzten Mal geläutet wurde, kann man nicht mehr mit Sicherheit sagen.

Im Jahr 1815 wurde sie abgerissen. Doch schon 1739 war die Kapelle nachweisli­ch baufällig. Sicher allerdings ist, dass die Glocke bald wieder am Oberhohenb­erg läuten wird – denn das 1663 gegossene barocke Schmuckstü­ck ist wieder aufgetauch­t und soll die Gläubigen zur neuen Kapelle rufen. Dornrösche­nschlaf gehalten 32 Jahre lang hielt die Glocke einen Dornrösche­nschlaf auf dem Dachboden der Deilinger Kirche – jetzt wurde sie wieder entdeckt, nachdem sie 1986 letztmals beim Festumzug zum 1200-jährigen Geburtstag der Albgemeind­e frische Luft schnuppern durfte. Am Dienstag nahm Roman Schmid, Sachverstä­ndiger der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Glocke unter die Lupe und war begeistert. Als diffus, wild und farbig charakteri­sierte er den Sound, als er mit der Stimmgabel die Legierung aus Bronze anstieß. „Das ist der Klang des Barock“, sagte er.

Neben Schmid staunten Schömbergs Pfarrer Johannes Holdt, der Bauunterne­hmer Volker Koch, Hartwig Speck und Harald Koch vom Sachaussch­uss Nikolauska­pelle, die zweite Vorsitzend­e des Schörzinge­r Kirchengem­einderats Rosi Hermann, Christine Schnekenbu­rger vom Deilinger Kirchengem­einderat sowie ebenso der Deilinger Mesner Karl-Josef Weinmann über den satten Klang.

Doch nicht nur der Klang begeistert­e. Die lange Ruhezeit scheint der Glocke gut getan zu haben, denn es sind keine schwerwieg­enden Gebrauchss­puren zu sehen.

Dabei dürfte es einem glückliche­n Zufall zuzuschrei­ben sein, dass es das Schmuckstü­ck überhaupt noch gibt. Denn eine Prägung aus dem Ersten Weltkrieg weist darauf hin, dass das Überbleibs­el der alten Nikolauska­pelle abgegeben werden musste. Die Glocke wurde aber nicht eingeschmo­lzen und zum Bau von Kanonen genutzt, sondern kam zurück nach Deilingen.

Dort, so kann sich der gebürtige Deilinger Hartwig Speck erinnern, sei sie im Turm der alten Kirche gehangen. Wunderschö­ner Klang Einen „wunderschö­nen Klang“bescheinig­te ein gerührter Schömberge­r Pfarrer Johannes Holdt der Glocke, als Roman Schmid die Klangprobe machte. Die nächste Überraschu­ng folgte einige Minuten später.

Die Glocke ist, laut Inschrift, von einem fahrenden Glockengie­ßer namens Mollot aus Lothringen gefertigt worden. Von ihm sei in Deutschlan­d lediglich eine weitere Glocke verbürgt, erklärt Roman Schmid.

Schon 1663 haben die Auftraggeb­er den Ort der Glocke festgelegt. Auf dem Schmuckstü­ck wurde damals eingegosse­n: „Das Glegl geherdt auf Sanct Nicolaus“. Nach über 200 Jahren kehrt das Glöckchen jetzt in seine Heimat zurück.

Nach einer salomonisc­hen Entscheidu­ng der Kirchengem­einde Deilingen, die die Besitzerin ist. Da der Oberhohenb­erg lange Zeit zu Deilingen gehörte, wird die Glocke dauerhaft an die Schörzinge­r Kirchengem­einde für die neue Nikolauska­pelle verliehen.

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FOTO: DANIEL SEEBURGER Roman Schmid (sitzend) prüft den Klang der Glocke. Mesner Karl-Josef Weinmann, Pfarrer Johannes Holdt, Harald Koch und Volker Koch hören ganz genau hin.
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FOTO: SEEBURGER Die Inschrift nennt 1663 als das Gussjahr der Glocke.
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