Kirchenglocke nach 32 Jahren gefunden
Dachboden von Deilinger Kirche birgt Glocke der Nikolauskapelle am Oberhohenberg
DEILINGEN (zak) - Ein spektakulärer Fund: Die Glocke des früheren Kirchleins am Schörzinger Hohenberg ist auf der Bühne der Deilinger Kirche gefunden. Nun kehrt sie in die Nikolauskapelle zurück.
Wann genau die Glocke der historischen Nikolauskapelle am Oberhohenberg zum letzten Mal geläutet wurde, kann man nicht mehr mit Sicherheit sagen.
Im Jahr 1815 wurde sie abgerissen. Doch schon 1739 war die Kapelle nachweislich baufällig. Sicher allerdings ist, dass die Glocke bald wieder am Oberhohenberg läuten wird – denn das 1663 gegossene barocke Schmuckstück ist wieder aufgetaucht und soll die Gläubigen zur neuen Kapelle rufen. Dornröschenschlaf gehalten 32 Jahre lang hielt die Glocke einen Dornröschenschlaf auf dem Dachboden der Deilinger Kirche – jetzt wurde sie wieder entdeckt, nachdem sie 1986 letztmals beim Festumzug zum 1200-jährigen Geburtstag der Albgemeinde frische Luft schnuppern durfte. Am Dienstag nahm Roman Schmid, Sachverständiger der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Glocke unter die Lupe und war begeistert. Als diffus, wild und farbig charakterisierte er den Sound, als er mit der Stimmgabel die Legierung aus Bronze anstieß. „Das ist der Klang des Barock“, sagte er.
Neben Schmid staunten Schömbergs Pfarrer Johannes Holdt, der Bauunternehmer Volker Koch, Hartwig Speck und Harald Koch vom Sachausschuss Nikolauskapelle, die zweite Vorsitzende des Schörzinger Kirchengemeinderats Rosi Hermann, Christine Schnekenburger vom Deilinger Kirchengemeinderat sowie ebenso der Deilinger Mesner Karl-Josef Weinmann über den satten Klang.
Doch nicht nur der Klang begeisterte. Die lange Ruhezeit scheint der Glocke gut getan zu haben, denn es sind keine schwerwiegenden Gebrauchsspuren zu sehen.
Dabei dürfte es einem glücklichen Zufall zuzuschreiben sein, dass es das Schmuckstück überhaupt noch gibt. Denn eine Prägung aus dem Ersten Weltkrieg weist darauf hin, dass das Überbleibsel der alten Nikolauskapelle abgegeben werden musste. Die Glocke wurde aber nicht eingeschmolzen und zum Bau von Kanonen genutzt, sondern kam zurück nach Deilingen.
Dort, so kann sich der gebürtige Deilinger Hartwig Speck erinnern, sei sie im Turm der alten Kirche gehangen. Wunderschöner Klang Einen „wunderschönen Klang“bescheinigte ein gerührter Schömberger Pfarrer Johannes Holdt der Glocke, als Roman Schmid die Klangprobe machte. Die nächste Überraschung folgte einige Minuten später.
Die Glocke ist, laut Inschrift, von einem fahrenden Glockengießer namens Mollot aus Lothringen gefertigt worden. Von ihm sei in Deutschland lediglich eine weitere Glocke verbürgt, erklärt Roman Schmid.
Schon 1663 haben die Auftraggeber den Ort der Glocke festgelegt. Auf dem Schmuckstück wurde damals eingegossen: „Das Glegl geherdt auf Sanct Nicolaus“. Nach über 200 Jahren kehrt das Glöckchen jetzt in seine Heimat zurück.
Nach einer salomonischen Entscheidung der Kirchengemeinde Deilingen, die die Besitzerin ist. Da der Oberhohenberg lange Zeit zu Deilingen gehörte, wird die Glocke dauerhaft an die Schörzinger Kirchengemeinde für die neue Nikolauskapelle verliehen.