Graziöse Tänze und wilde Kämpfe
Russisches Ballett präsentiert den „Nussknacker“im Konzerthaus - Ausstattung wiegt mehrere Tonnen
TROSSINGEN (icks) - Das „Klassische Russische Ballett aus Moskau“hat am Dienstagabend mit Tschaikowskis „Nussknacker“im HohnerKonzerthaus gastiert. Als Prima-Ballerina bezauberte Marianna Subotina in der Rolle der Clara die zahlreichen Besucher.
Vom Walzer zum ukrainischen Trepak, vom Galopp bis zum Bolero: Vielerlei Tänze bestimmen das aus zwei Akten bestehende Werk neben den „reinen“Ballettszenen. Obwohl die Compagnie schon eine lange und intensive Tournee hinter sich hat – in Trossingen wurde der Nussknacker zum letzten Mal getanzt -, zeigten sich die Akteure die ganzen zwei Stunden lang ausgesprochen akkurat und tanzfreudig.
125 Jahre ist es her, dass das auf einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann basierende Ballett in St. Petersburg uraufgeführt wurde. 13 Jahre, dass Hassan Usmanov in Moskau Absolventen der Bolschoi Ballett Akademie und anderer führender Ausbildungsstätten um sich geschart hat, um eine eigene Compagnie zu gründen. Nach vier Jahren stand nun wieder Trossingen auf den Tourplan. Die Bühne des Konzerthauses wurde durch lange bemalte Stoffbahnen erst in den Saal des Elternhauses von Clara, dann in das Schloss der Zuckerfee verwandelt. Mehrere Tonnen wiegt die Ausstattung, und das obwohl ein mit rotem Samt bezogener Sessel, zwei Bänke und der Wagen mit dem Puppentheater das einzige Mobiliar bilden.
Opulente Vielfalt herrscht bei den Kostümen: Da wippen die paillettenbesetzten Tutus der Sternflocken, rascheln die üppigen Volants am Rock der Spanierin, glänzt die Garderobe der großen und kleinen Gäste, die sich unter dem vier Meter hohen Christbaum tummeln. Nicht ganz so gelungen sind die Verkleidungen der Mäuseschar.
Dafür wurde bei deren Attacken in Claras Traum neben Auge und Ohr ein weiterer Sinn angesprochen: Der Bühnennebel waberte dann mit einen recht üblen Geruch durch den Saal. Doch die schmucken PfefferkuchenSoldaten vertrieben das pelzige Pack samt seinem gruselig anzusehenden König und machten so Platz für zauberhafte Pas de deux, elegante Hebefiguren und die beliebten Divertissements. Hierbei werden Volksgruppen gezeigt, die anno 1892 sicher noch als Exoten galten. Da trippeln zwei Chinesen, wird zu Kastagnettenrhythmus getanzt, wiegt sich das „RohrflötenTrio“im Takt. „Unglaublich!“staunte eine Besucherin über die artistische Körperbeherrschung von Polina Tokareva als Orientalin.
Ganz besonders kräftigen Beifall erhielten auch Victor Mekhanoshin, der den strahlenden Prinzen darstellte, und Aleksey Krul als Claras Patenonkel Drosselmeyer, der ihr den Nussknacker geschenkt hat.