OB Michael Beck und Gemeinderäte besuchen Israel
Die Gemeinde Shavei Zion an der nördlichen Mittelmeerküste wurde von Julius Fröhlich mitbegründet
TUTTLINGEN - Eine Delegation der Stadt Tuttlingen fährt Mitte April nach Israel. Ziel ist die Gemeinde Shavei Zion, die der einstige Tuttlinger Viehhändler Julius Fröhlich vor 80 Jahren mitbegründet hat. Seine Nachfahren leben teilweise noch dort. „Unser Wunsch ist, dass aus der Begegnung langfristige Beziehungen entstehen“, sagt Stadtsprecher Arno Specht. Zum Beispiel regelmäßige Jugendaustausche.
Julius Fröhlich und seine Frau Elise flohen 1938 mit ihren vier Kindern Sonja, Helmut, Walter (heute Amos) und Eleonore vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus Tuttlingen nach Palästina. Ein sogenannter Stolperstein an ihrem ehemaligen Haus an der Nendinger Allee 9 erinnert an ihr Schicksal. Nicht alle Familienmitglieder entkamen dem systematischen Morden der damaligen Machthaber. Fröhlichs Mutter, sein Bruder und dessen Frau kamen 1942 um.
Doch Julius Fröhlich kehrte bald nach Kriegsende, 1951, erstmals wieder nach Deutschland zurück. „Denn in seinem privaten Tuttlinger Umfeld hatte er es auch mit Menschen zu tun gehabt, die in der Diktatur ihre Menschlichkeit nicht verloren hatten“, sagte Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck 2015 in seiner Rede anlässlich der Einweihung des Julius-Fröhlich-Platzes in Tuttlingen, zwischen Hermann- und Gießstraße.
Fröhlichs Sohn Amos hielt die Kontakte nach Tuttlingen nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1963 - er starb in Tuttlingen - aufrecht. Amos Fröhlich sei es auch gewesen, der laut Stadtsprecher Specht einen Besuch in Israel vorgeschlagen hatte. Einen Anlass dafür stelle nun das 80jährige Bestehen der Gemeinde Shavei Zion dar, das im April begangen wird. Yad Vashem auf Programm Rund 20 Vertreter aus Tuttlingen sind deshalb vom 12. bis 15. April in Israel. Neben Oberbürgermeister Michael Beck und seiner Frau auch Vertreter des Gemeinderates und der Verwaltung. Sie erwartet ein dichtes Programm mit Besichtigung der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem, einer Rundreise und schließlich der Feierlichkeiten in der 1000-Seelen-Gemeinde Shavei Zion. Wie das genau abläuft, sei noch nicht ganz sicher. Specht: „Momentan sind wir an der Feinabstimmung.“Die Planungszeit in Israel sei etwas kurzfristiger als bei uns üblich, sagt er.
Doch die Flüge sind schon gebucht, wobei die Stadtverwaltung darauf hinweist, dass die Tuttlinger Vertreter einen erheblichen Teil der Reisekosten selbst bezahlen müssen.
Was sich aus der Begegnung mit den Bürgern aus Shavei Zion ergebe, werde man sehen, heißt es aus dem Tuttlinger Rathaus. Der Besuch im April stelle einen Auftakt dar. Wobei langfristige Begegnungen gewünscht seien. Dabei hat die Stadt Tuttlingen vor allem den Jugendaustausch im Blick.