Die Wagnerei-Träume sind jäh geplatzt
Keine Gäste, kein Lohn: Pächter sehen sich gezwungen zu schließen
VS-SCHWENNINGEN (sbo) Schlechte Nachrichten aus der Wagnerei: Nach nur einem Vierteljahr wollen die beiden Pächter das Traditionsrestaurant wieder schließen. Nach dem Wasserschaden Ende Oktober sehen sie keine andere Möglichkeit mehr.
Einige Tische im unteren Restaurantbereich sind noch immer festlich gedeckt, doch ein Gast wird hier so schnell keine Schweinebäckchen oder Tafelspitz mehr serviert bekommen.
Bereits seit rund zwei Wochen sind die Türen der Wagnerei geschlossen, trotzdem sind Kevin von der Osten und Marco Pfeiffer in diesen Tagen regelmäßig vor Ort, um die letzten Speise- und Getränkereste zu entsorgen. „Der Wasserschaden hat uns das Genick gebrochen“, meint Koch von der Osten, der zusammen mit seinem Kompagnon das traditionsreiche Restaurant im vergangenen September wiedereröffnet hatte.
Wie berichtet, hatte ein Wasserrohrbruch im Keller Ende Oktober den Betrieb, der nach Aussagen der Pächter bis dato sehr gut gelaufen war, für drei Wochen lahm gelegt. Großer Hoffnung waren von der Osten und Pfeiffer, als die Sanierungsarbeiten nicht zuletzt durch die Hilfe der Wohnungsbaugesellschaft VS (wbg), die Eigentümerin des denkmalgeschützten Gebäudes an der Oberdorfstraße ist, schnell verliefen und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft fertiggestellt waren.
Doch die Träume, mit der Wagnerei endlich durchstarten zu können, sollten jäh ausgeträumt sein: „Die Gäste sind ausgeblieben, viele haben ihre Weihnachtsfeiern storniert“, berichtet Pfeiffer. Doch beim missglückten Weihnachts- und Silvestergeschäft sollte es nicht bleiben: Auch die Betriebsunterbrechungs-Versicherung konnte für den Zeitraum des Wasserschadens nur einen Bruchteil, nämlich den Vorschuss für die Lebensmittel, zahlen, da bis zum Ausfall noch keine durchschnittlichen Umsatzzahlen ermittelt werden konnten.
Die Folge: Die Pächter konnten nicht, wie eigentlich erforderlich, weiteres Personal beziehungsweise Spülhilfen einstellen, auch die Zahlungen an die vorhandenen Mitarbeiter mussten eingeschränkt werden. „Sie mussten mehr arbeiten und haben weniger Geld bekommen“, sagt Pfeiffer. Da sei es eigentlich nachvollziehbar gewesen, dass die Mitarbeiter daraufhin gekündigt haben.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war den Köchen klar, dass eine Weiterführung des Restaurants keinen Sinn mehr macht. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber zu zweit funktioniert ein Restaurant mit solch einem Anspruch nicht“, erklärt von der Osten.
Ein hoher Qualitätsanspruch, den die Köche vor allem an sich selber und ihre Küche haben. Die Messlatte sehr hoch gelegt hatte bereits ihr Vorgänger Ramesh Adusumalli, der die Wagnerei zuvor 28 Jahre geführt und viele Geschäftsleute anlocken konnte.
Bereits vor der Schließung hätten sie feststellen müssen, wie schwierig es ist, gutes Personal zu bekommen. „Zuletzt haben wir daher selber gespült und bis zwei Uhr in der Küche gestanden“, erzählt von der Osten. Ein Zustand, der für beide Familienväter längerfristig nicht machbar ist.
In den kommenden Tagen sollen wiederholt Gespräche mit der wbg stattfinden, in denen das weitere Prozedere geklärt wird. Die beiden Pächter haben einen Vertrag mit fünf Jahren Laufzeit. „Wenn wir zusammen mit der wbg einen Nachfolger finden, der alles übernimmt, dann kommen wir hoffentlich mit einem blauen Auge davon“, schildert Pfeiffer den Idealfall. Andernfalls müsste das Inventar, das wie die Theke aufwendig hergerichtet wurde, einzeln verkauft werden. „Wir hoffen auf einen sauberen Abschluss“, so Pfeiffer weiter, der aber keinen Hehl daraus macht, enttäuscht zu sein. „Es tut auf jeden Fall weh.“
Und was sagt wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner zu den Ereignissen rund um die Wagnerei? „Es ist sehr bedauerlich, wenn eine Existenzgründung nicht greift“, meint er. Gründlich hatte die wbg im Frühjahr vergangenen Jahres nach einem adäquaten Nachfolger für Ramesh Adusumalli gesucht, das Konzept der ehemaligen Öschberghof-Köche sei am überzeugendsten gewesen.
In jüngsten Gesprächen in der vergangenen Woche hätte die Wohnungsbaugesellschaft ihre Unterstützung angeboten, wenn von der Osten und Pfeiffer doch weitermachen. Jetzt warte Müldner ab, wie die endgültige Entscheidung aussieht. Wenn es für beide nicht weitergehe, dann sei es sehr schade. Das Ziel hieße dann weiterhin für die wbg, mit der Wagnerei eine „sehr, sehr gute Lösung“für Schwenningen zu finden.