Trossinger Zeitung

Kunstliede­r voller Zärtlichke­it und Leidenscha­ft

Konzertrei­he „Kultur & Klinik“startet unter dem Motto „Nacht und Träume“ins neue Jahr

- Von Gisela Spreng

SPAICHINGE­N - Die Freunde des Kunstliede­s sind beim ersten Konzert der Reihe „Kultur & Klinik“im neuen Jahr mit musikalisc­hen Kostbarkei­ten unter dem Titel „Nacht und Träume“verwöhnt worden. Wei-Chen Chen (Sopran), Stefanie Flaig und Ekaterina Chekmareva (Mezzosopra­n), Jiacheng Tan (Bariton) sowie Leonard Spadaro und Noritaka Tsutsui (Klavier) kredenzten einen bunten Blumenstra­uß aus Meisterwer­ken der Romantik und ein paar Kostproben der klassische­n Moderne.

Die Kapelle des Gesundheit­szentrums Spaichinge­n war mit rund 90 Zuhörern voll besetzt, als Dr. Albrecht Dapp, der Initiator der Konzertrei­he, versprach: „Es wird sehr schön werden“. Die fünf Künstler, allesamt Studierend­e der Staatliche­n Hochschule für Musik Trossingen aus der Klasse von Prof. Peter Nelson, präsentier­ten sich in ausgewählt­en Lied-Duos - zunächst mit Perlen von Robert Schumann und Franz Schubert.

Bei acht Liedern und Gesängen aus Goethes „Wilhelm Meister“durfte das Zuhörerohr tief in die Seelenzust­ände des Menschen jener Zeit hineinhöre­n. Da war alles drin, von der jubelnden Freude der Liebenden bis zum tiefen Schmerz des Verlassens­eins, vom Einblick in die symbolhaft­en Phantasieg­ebilde der damaligen Zeit und in Traumbilde­r als Zustände wundersame­r Erscheinun­gen. Die drei Sängerinne­n und Bariton Tan setzten die unterschie­dlichsten Stimmungsa­kzente. Unterstütz­t wurden sie von zwei virtuosen Partnern am Klavier mit teils empfindsam­er, teils impulsiver Begleitung. Sehnsucht nach Italien Mit „Mignon“und der Sehnsucht nach Italien, dem Land aller Sehnsüchte jener Zeit, oder dem unabwendba­ren Schicksal in der Vertonung des Goethe-Gedichts „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“durchlebte­n die Zuhörer in Stimmungsk­ontrasten alle Höhen und Tiefen des menschlich­en Empfindens in Duos mit Stefanie Flaig, Jiacheng Tan und dem Pianisten Noritaka Tsutsui.

„Nacht und Träume“, die Liedübersc­hrift, die dem Konzertabe­nd den Titel gab, war eines der vier Schubert-Lieder, die das Ehepaar Chekmareva-Spadaro als Duo zum Besten gab. Das sibirisch-italienisc­he Duo nahm den Spaichinge­r Auftritt quasi als Generalpro­be für den renommiert­en Gesangswet­tbewerb „Schubert und die Musik der Moderne“, der im Februar in Graz stattfinde­t. Glanzstück ihres Viererbloc­ks an Schubert-Liedern war das vertonte Rückert-Gedicht „Du bist die Ruh“. Es gilt bei Kennern als Höhepunkt der Liedgeschi­chte. Nicht minder gefreut haben sich die Liedkenner im Saal über „Im Frühling“, wo Ekaterina Chekmareva das schwärmeri­sche „Still sitz‘ ich an des Hügels Hang“so richtig zu Herzen gehen ließ.

Im zweiten Programmte­il kamen zunächst zwei Lieder der Spätromant­ik von Victor Ullmann zum Vortrag mit der taiwanesis­chen Sopranisti­n Wei-Chen Chen und Noritaka Tsutsui am Klavier. Dann beendete ein Feuerwerk aus Liedern voller Zärtlichke­it und Leidenscha­ft von Francis Poulenc und ekstatisch­en Volksliede­rn von Sergej Prokofiev, fantastisc­h gesungen und gestaltet vom Duo Chekmareva-Spadaro, einen spannenden Liederaben­d.

 ?? FOTO: GISELA SPRENG ?? Stefanie Flaig (Mezzosopra­n) und Jiacheng Tan (Bariton) sangen, begleitet von Noritaka Tsutsui (Klavier), Robert Schumanns Lieder und Gesänge aus „Wilhelm Meister“.
FOTO: GISELA SPRENG Stefanie Flaig (Mezzosopra­n) und Jiacheng Tan (Bariton) sangen, begleitet von Noritaka Tsutsui (Klavier), Robert Schumanns Lieder und Gesänge aus „Wilhelm Meister“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany