Verkehrszählungen für Thiergarten West
Verkehrsströme werden untersucht – Balinger Straße kommt zentrale Bedeutung zu
TUTTLINGEN - Maximal 450 Wohneinheiten sollen im Baugebiet Thiergarten West (Abschnitte II und III) auf rund 3400 Quadratmetern entstehen, der Großteil im Geschosswohnungsbau. Bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend zielten die Fragen der Bürger vor allem auf Anbindung und Verkehrsströme ab. Dazu stünden ab März Verkehrszählungen an, sagte Florian Krentel vom Büro Fichtner.
Diese Zählungen sind bis Oktober vorgesehen. Dabei sind die Bereiche Kreisverkehr Balinger Straße, Mohlstraße, Taubentäle und die Balinger Straße im Fokus. Neben einer Kennzeichenerhebung der Fahrzeuge geht es auch um den Durchfluss. Wer nimmt die Straßen als Ausweichroute? Wer bleibt im Quartier?
Der Balinger Straße kommt die zentrale Bedeutung als Erschließungsstraße Thiergarten West hin zur Rußbergstraße zu. Von ihr gehen im künftigen Baugebiet Spielstraßen als Querachsen ab, auf Sackgassen und Wendeplatten wird verzichtet. Aber: „Die Balinger Straße soll nicht dazu einladen, dass sie Verkehr anzieht“, sagte Krendel. Das soll mit einem kleinen Versatz der Straße erreicht werden. Zudem prangt mittig ein sogenannter Quartiersplatz. „An dieser Stelle wünschen wir uns ein Café“, so Stefan Läufer von der fsp Stadtplanung Freiburg. Der Platz sieht eine Bushaltestelle und Radabstellplätze vor, ebenso wie neue Mobilitätsformen: Ladestationen für EMobile und Parkplätze für Carsharing-Modelle.
Insgesamt sind pro Wohneinheit nur ein Stellplätze vorgesehen – bei den Mehrfamilienhäusern als Tiefgaragen – sowie 65 öffentliche Parkplätze. „Mit diesen öffentlichen Stellplätzen liegen wir bereits über der ZehnProzent-Regelung“, sagte Michael Herre, Fachbereichsleiter Planung und Bauservice bei der Stadt Tuttlingen, bezogen auf die Zahl der Wohneinheiten. Das stieß im Publikum auf Kritik. Fast jeder Haushalt habe mittlerweile zwei Autos. Diese würden dann auf den öffentlichen Plätzen abgestellt werden. „Wir könnten noch so viele Stellplätze anbieten, sie wären alle zugeparkt“, merkte Läufer an. Jeder öffentliche Parkplatz koste Geld. Geld, das auf die Baukosten umgelegt würde. Läufer: „Damit wird es für alle teurer.“Das städtebauliche Konzept sieht neben dem zentralen Quartiersplatz weitere sogenannte Nachbarschaftshöfe in Thiergarten West vor: „Sie schaffen Identifikation“, so der Stadtplaner. Schotterparkplätze statt Grün Auch in Thiergarten I, das 2009 erschlossen wurde, seien Quartiersplätze geplant gewesen. „Das sind Schotterparkplätze statt Grün“, monierte ein Bürger. Die Gestaltung dieser Plätze würde angegangen, sagte Herre zu: „Die Arbeiten sind 2018 in der Ausschreibung.“Kritik kam auch, dass es im bestehenden Gebiet kaum Nahversorgung gebe, geschweige denn ein Café oder ein anderer Treffpunkt. Hier verwiesen die Planer auf Angebot und Nachfrage. „Wir hätten dort auch gerne ein Angebot, aber dazu braucht es einen Betreiber“, sagte der Fachbereichsleiter. Zwingen könne man niemanden.
Dass im Zuge der Verkehrsführung für Thiergarten auch die Mohlstraße durch punktuelle Verengungen und Fußgängerquerungen für den Durchgangsverkehr unattraktiver werden soll, kam nicht bei allen Anwohnern gut an. In dieser Straße sei schon jetzt kaum ein Durchkommen, hieß es. Dagegen kam mehrfach der Wunsch auf, die Dr. Karl-StorzStraße für eine Verlagerung des Verkehrs zu nutzen. Die Durchlässigkeit der Dr. Karl-Storz-Straße sei im Konzept für die Landesgartenschau enthalten, sagte Michael Herre. „Mit einer Landesgartenschau braucht das Minimum zehn Jahre und ohne steht es in den Sternen“, so Herre.
Das Torhaus, das das verbindende Element zwischen Thiergarten I und West bilden soll (wir berichteten), stand an diesem Abend nicht im Mittelpunkt der Diskussion. Doch auch dazu gab es eine Frage: Wie soll es angefahren werden? Ziel sei eine Anbindung von beiden Wohngebieten aus, hieß es.