Kretschmann würdigt Özdemir
Ministerpräsident will, dass die politische Karriere seines Landsmannes weitergeht
HANNOVER (sal) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den scheidenden Grünen-Chef Cem Özdemir am Freitagabend mit viel Lob verabschiedet. „Wir werden ihn noch lange brauchen“, sagte er am Freitag auf dem Parteitag in Hannover über ihn. Die zehnjährige Amtszeit des 52-Jährigen endet am Samstag mit der Wahl einer neuen Doppelspitze.
HANNOVER (sal) - Ein schwerer Abschied: Fast zehn Jahre lang war Cem Özdemir an der Spitze der Grünen. „Einer unserer Besten“hat Winfried Kretschmann ihn genannt, und er hat wenig Verständnis dafür gehabt, dass Cem Özdemir nach dem Jamaika-Aus in Berlin nicht an die Fraktionsspitze kommen konnte. Jetzt hielt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf dem Parteitag in Hannover die Abschiedsrede für Özdemir als Parteichef, während der frühere Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) zu Ehren von Simone Peter zu den Delegierten sprach.
Kretschmann und Özdemir verstehen sich gut, menschlich und politisch. Kein Wunder, beide seien als Migranten ins Ländle gekommen, so Kretschmann. Seine Eltern als Flüchtlinge, Cems als Gastarbeiter. Kretschmann lobt, Cem sei „DIE“grüne Stimme im Dialog mit der Wirtschaft. Er habe sich großen Respekt bei Mittelständlern, Handwerkern und den Großen der Wirtschaft erworben. „Cem ist grasgrün“, so Kretschmann über den überzeugten Vegetarier. Mehr noch: „Cem ist der Mann, der Grün an den Mann und die Frau bringt“. Sein Meisterstück seien der letzte Wahlkampf und die JamaikaSondierungen gewesen.
Bei Wanderungen im letzten Sommer habe er erlebt, wie stolz die Schwaben auf ihn sind. „Du bist für die Leute gute schwäbische Heimat.“
Kretschmann wünscht sich, dass die politische Karriere seines Landsmannes weitergeht. „Wir alle kennen Cem als Kämpfer“, so Kretschmann. Er habe es seiner Partei nicht immer leicht gemacht und seine Partei ihm auch nicht. „Mit Cem haben wir ein Ausnahmetalent“, der wie kaum ein anderer die Ziele der Grünen verkörpere. Deshalb hat Kretschmann auch vor allem einen Wunsch: „Mach‘s gut, mach weiter. Danke, Cem.“Der Realo Özdemir steht für den Kurs SchwarzGrün und appellierte bei seinem Abschied an die Grünen, das Denken in Freund und Feind zu überwinden. Die Grünen seien eine Kraft der linken Mitte, aber die Türen seien weit offen. Er endete mit dem Wunsch an seine Partei, dass die Flügel sich nicht als Lager begreifen sollten.