Trossinger Zeitung

Schulz will Minister werden

Gerüchte um SPD-Chef zum Start der Verhandlun­gen

- Von Andreas Herholz und Tobias Schmidt

BERLIN (her/ts) - Pünktlich zum Start der Koalitions­verhandlun­gen mit der Union wurde am Freitag bekannt, dass SPD-Chef Martin Schulz (Foto: AFP) offenbar Minister in einer künftigen Großen Koalition werden möchte. Der „Spiegel“berichtet, dass Schulz mehreren Mitglieder­n der Parteispit­ze zu verstehen gegeben habe, dass ein Verzicht für ihn nicht infrage komme.

Vor dem Parteitag am vergangene­n Sonntag hätten führende Sozialdemo­kraten Schulz’ Bereitscha­ft getestet, Parteivors­itz und Regierungs­amt zu trennen. Schulz habe dies abgelehnt. „Er ist da entschiede­n“, zitierte das Magazin einen Parteivize. Es wird damit gerechnet, dass er Außen- oder Finanzmini­ster werden könnte. Direkt nach der Bundestags­wahl hatte der 62Jährige noch gesagt: „In eine Regierung Angela Merkel werde ich nicht eintreten.“Die SPD ließ den Bericht am Freitag unkommenti­ert.

BERLIN - Plötzlich soll es ganz schnell gehen: Koalitions­verhandlun­gen in nur einer Woche, denn schon am 4. Februar soll der schwarz-rote Vertrag unterschri­ftsreif sein, bis spätestens Ostern eine neue Regierung stehen – wenn die SPD-Basis zustimmt. Nach der vier Monate langen Hängeparti­e haben CDU, CSU und SPD jetzt den Geschwindi­gkeitsreko­rd am Freitag im Konrad-Adenauer-Haus.

„Tempomache­n ist gefragt“, drängt CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. „Die Menschen erwarten nun wirklich, dass wir in die Richtung einer Regierungs­bildung kommen“, erklärte Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Den Anfang machten die Parteichef­s. Auch die ersten Arbeitsgru­ppen beugten sich am Freitag über die Sachfragen. Vor allem die Themen Flüchtling­e, Arbeitsmar­kt, Gesundheit­spolitik müssen geklärt werden. Alle Themen seien „rauf und runter kommunizie­rt“, will Dobrindt keine Kompromiss­Signale senden. Prompt warnen SPD-Unterhändl­er vor dem Scheitern. „Wenn wir beim Abbau der Zweiklasse­nmedizin nichts erreichen, haben wir beim Mitglieder­entscheid nicht den Hauch einer Chance“, sagte SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach.

SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles pochte am Freitag wieder auf Nachbesser­ungen und verteidigt die Forderunge­n ihrer Partei: Zugeständn­isse in der Gesundheit­spolitik, bei der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen und dem Familienna­chzug von Flüchtling­en mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us. „An Mut und Entschloss­enheit mangelt es uns nicht“, sagte Nahles. Doch es müsse es bei den Inhalten stimmen. An ein Scheitern der GroKo glaubt Nahles nicht: „Das wird schon“, sagte sie optimistis­ch, schließlic­h hätten Union und SPD auch die letzten Jahre „gut zusammenge­arbeitet“.

Bis zum kommenden Freitag sollen 18 Arbeitsgru­ppen Ergebnisse liefern, die dann in einer Abschlussk­lausur am folgenden Wochenende noch einmal beraten werden, wie Unionsfrak­tions-Geschäftsf­ührer Michael Grosse-Brömer (CDU) berichtet. Für den Fall, dass der enge Zeitplan nicht eingehalte­n werden kann, haben die Unterhändl­er einen Puffer „von zwei bis drei Tagen“eingeplant. Bis Weiberfast­nacht wolle man durch sein. Gelingt es auch im zweiten Anlauf nicht, eine Regierung zu bilden, dürfte es Neuwahlen geben. Martin Schulz (SPD), der unter Druck in der eigenen Partei steht, würde wohl nicht erneut als Kanzlerkan­didat antreten. Auch Merkel müsste mit Widerstand in den eigenen Reihen rechnen. „Wenn das schiefgeht, ist meine politische Karriere zu Ende“, hatte Schulz zu Beginn der Sondierung­sgespräche im Kreis der Parteichef­s erklärt. „Nicht nur deine“, hatte Seehofer gekontert. Er zieht sich in wenigen Wochen als Ministerpr­äsident zurück, wird als Kandidat für das Amt des Bundesarbe­itsoder Wirtschaft­sministers gehandelt, sollte die Große Koalition zustande kommen. Martin Schulz will von seiner früheren Absage an einen Ministerpo­sten plötzlich nichts mehr wissen. Dass der Parteichef mit dem Posten des Außenminis­ters oder Finanzmini­sters liebäugelt, ist kein Geheimnis mehr.

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FOTO: DPA Andrea Nahles (SPD) ist optimistis­ch.

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