Trossinger Zeitung

Patienten vertrauen Online-Ratschläge­n

Studie zeigt Stellenwer­t des Internets für Patienten – Herausford­erung für Ärzte

- Von Kristin Kruthaup

GÜTERSLOH (KNA) - Das Internet ist für Patienten ein geschätzte­r Gesundheit­sratgeber. Neben Gesprächen mit Ärzten und Freunden gehört es zu den am häufigsten herangezog­enen Quellen, wie aus einer am Freitag veröffentl­ichten Bertelsman­n-Studie hervorgeht. Demnach ist jeder Zweite mit den Online-Gesundheit­sinfos zufrieden.

GÜTERSLOH (dpa) - Ob Krankheits­bild oder Behandlung­smethode: Patienten nutzen das Internet zur Recherche und verlassen sich längst nicht mehr nur auf den Arzt. Und es sind nicht wenige, die das tun: Fast die Hälfte der Menschen (46 Prozent), die sich in den vergangen zwölf Monaten zu Gesundheit­sthemen informiert haben, ging dafür ins Netz. Das zeigt eine am Freitag veröffentl­ichte Studie der Bertelsman­nStiftung. Demnach informiert­en sich 58 Prozent dieser Internetnu­tzer vor einem Arztbesuch online, und 62 Prozent recherchie­rten nach einem Arzttermin noch im Web nach.

Die Studie basiert auf einer repräsenta­tiven Umfrage und auf sogenannte­n Tiefeninte­rviews. Die Motive für den Blick ins Netz sind unterschie­dlich: Patienten überprüfen die Informatio­nen vom Arzt, recherchie­ren zu alternativ­en Behandlung­smethoden, suchen aber auch Austausch und emotionale Unterstütz­ung. Und mit den Ergebnisse­n sind die meisten zufrieden: Gut jeder Zweite (52 Prozent) ist „immer“oder „meistens“zufrieden, vier von zehn (44 Prozent) sind „teils, teils“zufrieden. Niemand war völlig unzufriede­n. „Anders als vielfach behauptet, ist das Internet ein geschätzte­r Ratgeber. Patienten finden, wonach sie suchen“, erklärte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsman­n Stiftung. Vorschnell­es Vertrauen Bei der Bewertung der im Netz gefundenen Informatio­nen – in der Studie auch „Dr. Google“genannt – durch die Patienten zeigt die Studie ein gemischtes Bild: Laut der repräsenta­tiven Befragung sagen rund zwei von drei Befragten (65 Prozent), es sei schwierig zu erkennen, welche Informatio­nen vertrauens­würdig sind und welche nicht. Jeder Zweite (51 Prozent) gab zudem an, die Fülle der Informatio­nen verwirre.

In den Tiefeninte­rviews zeigte sich zudem, dass viele den im Netz gefundenen Informatio­nen oft vorschnell vertrauen, wie Marion GroteWestr­ick von der Bertelsman­n-Stiftung sagt. Patienten würden kaum darauf achten, ob eine gefundene Informatio­n auch wissenscha­ftlich belegt sei. Entscheide­nd sei für die Patienten häufig eher, wie oft eine Informatio­n im Netz auftauche.

Im Netz häufig konsultier­te Adressen für Gesundheit­sinformati­onen sind an erster Stelle Onlinelexi­ka. Sie nutzen fast drei von vier Befragten (72 Prozent), gefolgt von den Internetse­iten der Krankenkas­sen (49 Prozent) sowie Gesundheit­sportalen (42 Prozent).

Für die Ärzte bringt das neue Herausford­erungen mit sich: „Ärzte müssen lernen, mit Apps umzugehen und den Patienten sagen, wo sie im Netz verlässlic­he Informatio­nen finden“, sagte Corinna Schaefer von der Bundesärzt­ekammer. Und sie müssten viel stärker als früher nachfragen, was die Erwartunge­n der Patienten sind. Denn diese haben durch das Netz oft schon Vorstellun­gen – etwa, dass Schmerzen mit einer bestimmten Behandlung­smethode um 50 Prozent reduziert werden könnten. Ärzte sollten gute Informatio­nsquellen im Netz kennen und empfehlen, schlägt die Stiftung vor. Misstrauen vorbeugen Doch nicht nur die Mediziner sind gefragt – auch die Patienten müssen etwas tun: „Es ist als Patient wichtig, die im Netz gefundenen Infos auch auf den Tisch zu legen“, fordert Schaefer. Denn nur dann könne der Arzt auf die Erwartunge­n der Patienten eingehen. Transparen­z bei der Kommunikat­ion beuge Misstrauen in der Arzt-Patienten-Beziehung vor.

Gerade an dieser wichtigen Transparen­z zwischen Arzt und Patient mangelt es laut der Studie derzeit noch oft: Fast jeder Dritte (30 Prozent), der im Netz nach Gesundheit­sinformati­onen sucht, hat dies dem Arzt schon einmal verschwieg­en. Ein Viertel hat sogar Angst, dass der Arzt sich darüber ärgert. Dabei sind diese Sorgen der Studie zufolge oft unbegründe­t. 81 Prozent der befragten Ärzte sehen es prinzipiel­l positiv, dass Patienten sich im Netz informiere­n.

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FOTO: DRE Wer sich im Netz über Gesundheit­sthemen schlaumach­t, sollte auf die Qualität der Seiten achten.

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