Trossinger Zeitung

„Ich nehme die Auszeichnu­ng in Demut an“

Thomas Gottschalk erhält den Deutschen Fernsehpre­is für sein Lebenswerk

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KÖLN (dpa) - Thomas Gottschalk ist fleischgew­ordenes deutsches Fernsehen: Er hat schon für alle großen Sender gearbeitet. Nun bekommt der Moderator den Fernsehpre­is für sein Lebenswerk. Gottschalk und Fernsehpre­is? Man erinnere sich: 2008 moderierte er die Gala zum Deutschen Fernsehpre­is und wurde damit konfrontie­rt, dass Literaturk­ritiker Marcel Reich-Ranicki (19202013) die Auszeichnu­ng für sein Lebenswerk vor laufender Kamera wortreich ablehnte. Mit Jonas-Erik Schmidt von der Deutschen Presseagen­tur spricht Gottschalk über ehrliche Momente im Fernsehen, die gute alte Zeit und die Frage, ob aus ihm heute ein Youtuber würde. Herr Gottschalk, was fällt Ihnen zu dem Satz „Ich nehme diesen Preis nicht an!“ein? Das war einer der seltenen Momente, wo jemand live im Fernsehen, ohne Rücksicht auf Verluste, wirklich ehrlich war. Marcel Reich-Ranicki hatte in einer mehrstündi­gen Veranstalt­ung bemerkt, dass man ihn in den falschen Film gesetzt hatte und er hat seiner Entrüstung darüber eloquent Luft gemacht. Dafür bewundere ich ihn noch heute. Nun die entscheide­nde Frage: Werden Sie den Preis annehmen? Ich sitze ja im richtigen Film und hatte das Glück, darin eine Hauptrolle zu spielen. Ich freue mich über die Auszeichnu­ng und nehme sie dankbar und in Demut an. Wie alle Hoch und Tiefs, die ich in meiner Karriere erlebt habe. Wie würden Sie allgemein den Zustand des deutschen Fernsehens gerade beurteilen? Das sollen andere machen, bevor ich hier in die „Früher war alles besser“Falle trete. Die Medienwelt hat sich stark verändert. Früher musste man als Un- terhalter zum Fernsehen, um den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Heute geht das vermeintli­ch leichter: auf Youtube, Instagram oder Snapchat. Wäre aus Ihnen auch ein Youtuber geworden, würden Sie heute noch mal ihre Karriere beginnen? Leichter ist gar nichts. Als ich angefangen habe, im Fernsehen mein blondes Haupt zu schütteln, war ich alternativ­los. Heute schüttelt an jeder Ecke irgendjema­nd irgendwas und findet seine Follower. Der eine mehr, der andere weniger. Aber die warten alle nicht mehr darauf, dass es Samstagabe­nd wird und 20.15 Uhr.

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FOTO: DPA Es war ein legendärer Auftritt in der Geschichte des Fernsehens: Marcel Reich-Ranicki (rechts) verweigert­e im Jahr 2008 bei der von Thomas Gottschalk moderierte­n Gala die Annahme des Deutschen Fernsehpre­ises – zu niveaulos schien dem Literaturk­ritiker...

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