Gedenken an Holocaust-Opfer
Bundeskanzlerin Merkel (CDU): Kampf gegen Antisemitismus „alltägliche Aufgabe“
HANNOVER/BERLIN (sal/dpa) - Am Samstag haben die Grünen zum Holocaust-Gedenkentag mit einer Rede von Hanni Levy der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die zierliche 94-Jährige floh als damals 18-Jährige vor der Gestapo und überlebte, blond gefärbt und mit vielen Helfern, den Holocaust. „Ich stehe hier als Beispiel, dass die Deutschen nicht alle Mörder waren“, sagte Levy. Sie warnte, dass es wieder „Menschen gebe, die anderen die Schuld geben an allem, was passiert“. Früher waren es die Juden, heute die Flüchtlinge. Man solle nie vergessen, wie schwer es für die Menschen sei, alles zurückzulassen, um zu überleben, mahnte Levy. Sie aber habe Vertrauen in die Jugend. Sie werde es schaffen, „weiterhin ein vielfältiges Europa zu schaffen“, so Levy. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beklagte zum HolocaustGedenktag einen wachsenden Antisemitismus und Fremdenhass. Sie nannte es eine „Schande“, dass keine jüdische Einrichtung in Deutschland ohne Polizeibewachung existieren könne. Es sei eine „tägliche Aufgabe“, sich mit aller Kraft Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzustellen. Merkel betonte in einer Videobotschaft, wichtig sei „eine gute Geschichtsbildung“in den Schulen, um möglichem Antisemitismus auch bei Schülern aus arabischen Ländern entgegenzuwirken. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, aus dem Gedenken erwachse der Auftrag, sich „weltweit gegen Ausgrenzung und Hass, gegen Antisemitismus und alle anderen Formen von Rassismus zu wenden“.
Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen das Konzentrationsund Vernichtungslager Auschwitz befreit. Allein dort waren etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet worden. Seit 1996 ist der 27. Januar Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei wird der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden gedacht, der Sinti und Roma, der Zwangsarbeiter und aller anderen NS-Opfer.