Bayerische Underdogs räumen ab
„Landrauschen“wird beim Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken in drei Kategorien ausgezeichnet
SAARBRÜCKEN (dpa) - Schon als Regisseurin Lisa Miller das erste Mal mit ihrem Team auf die Bühne des E-Werks trat, um bei der Abschlussgala des Filmfestivals Max Ophüls Preis in Saarbrücken die erste Auszeichnung für ihr Debütwerk „Landrauschen“(Deutschland 2018) entgegenzunehmen, konnte sie ihren Erfolg kaum fassen. Und auch nicht, dass ausgerechnet der Preis der ökumenischen Jury an ihr Satiredrama „Landrauschen“ging.
„Es ist ein Film, der auch die fehlende Trennung von Kirche und Staat anprangert und die Behandlung Homosexueller in der Kirche“, sagte sie – deshalb freue sie sich umso mehr, dass es doch Christen gäbe, die nicht hinter diesen „dogmatischen Hirngespinsten“ständen, sondern Toleranz und Nächstenliebe auslebten. Und da es ein bayerischer Film sei, hoffe sie, „dass auch etwas auf die CSU überschwappt“. Weitere Preise für „Cops“Noch zweimal durfte Miller danach auf die Bühne. Denn für ihr Werk, das überwiegend mit Laiendarstellern in ihrem Heimatdorf Bubenhausen (Landkreis Neu-Ulm) gedreht und dank Crowdfunding finanziert wurde, erhielt sie auch noch den Preis für das beste Drehbuch und schließlich die mit 36 000 Euro dotierte Auszeichnung „Max Ophüls Preis“für den besten Spielfilm. „,Die Underdogs machen sich auf den Weg nach Saarbrücken’ hat unsere Lokalzeitung geschrieben“, berichtete die Nachwuchsregisseurin lachend.
Zweiter „Abräumer“des Abends war der österreichische Film „Cops“von Stefan A. Lukacs, der sowohl den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film erhielt, als auch den Publikumspreis Spielfilm. Zudem wurde Anna Suk als bester Schauspielnachwuchs (Nebenrolle) ausgezeichnet. Regisseur Lukacs freute sich besonders über die Anerkennung als gesellschaftlich relevantes Werk. „Es ist ein politischer Film, deshalb ist dieser Preis für uns der besonderste des heutigen Abends“, sagte er. Produzent Arash T. Riahi ergänzte: „Wir denken an Diversität!“Und mit Blick auf den österreichischen Innenminister, der „sehr rechts“sei, kündigte er an: „Wir werden uns nicht unterkriegen lassen“.
Insgesamt wurden beim 39. MaxOphüls-Filmfestival (MOP), das zu den wichtigsten Foren für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und als bedeutendes Karriere-Sprungbrett zählt, 16 Preise verliehen. So erhielt etwa auch der gebürtige Mengener Alex Schad für seinen Film „Endling“einen Publikumspreis. Die 40 000 Besucher, die in dieser Woche erwartet wurden, konnten 147 Filme sehen. Darüber hinaus gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm für das Fachpublikum mit Werkstattgesprächen, Co-Produktionstreffen und Workshops. Laut Programmkurator Oliver Baumgarten zeichnete sich der diesjährige Filmnachwuchs dadurch aus, dass er ein „sehr kraftvoller“Jahrgang mit „starken Handschriften und Ausdrücken“gewesen sei, der seine Geschichten mit großer Intensität erzähle.
Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) lobte die zahlreichen gesellschaftspolitischen Filme: „Es passt zu unserer Stadt, dass man sich mit diesen Themen beschäftigt und dafür sensibilisiert.“