Unheimliche Arbeitswut
W as ist nur mit unseren gewählten kommunalen Volksvertretern los? Sie strotzen in diesen Tagen vor purer Arbeitswut und Elan, überschlagen sich vor Energie und Motivation, so dass es fast schon unheimlich ist.
Zum Beispiel das beschauliche Städtle Mühlheim: Nach einstündiger, aufreibender Diskussion lehnten es die Gemeinderäte mehrheitlich ab, in Zukunft einmal pro Jahr eine Ortsbesichtigung zu machen. Warum auch frierend auf Schusters Rappen durch zugige, steile Gassen wandeln und sich die Missstände des Städtles anschauen, wo es doch im Ratssaal kuschelig gemütlich ist? Probleme lassen sich immer noch am besten am Tisch erörtern – und wo käme man denn hin, wenn sich Jederfrau und Jedermann auch noch vor Ort ein Bild machen würde!
Noch aktiver geht es da höchstens in Gunningen zu: Um gar nicht erst in die Verlegenheit einer kontroversen Diskussion zu kommen, sagten die Räte ihre geplante Sitzung gleich komplett ab. So viele von ihnen seien gleichzeitig erkrankt, dass die Beschlussfähigkeit nicht gesichert sei, heißt es aus dem Rathaus.
So weit wollten es die Amtskollegen des Nachbarorts nicht kommen lassen. Hatten sie doch überaus wichtige Angelegenheiten zu besprechen – wegweisende und über die Zukunft der Gemeinde entscheidende. So wurde ausgiebig darüber debattiert, warum die neue Löschwasserzisterne Seitingen-Oberflachts nun rechteckig und nicht rund ist.
Voller Elan trumpften auch die Tuttlinger auf. Im Technischen Ausschuss hatte manch einer mit der auf die Augenlider wirkende übermächtige Schwerkraft zu kämpfen. Vielleicht lag es an den Folgen des üppigen Buffets, dessen Obstkorb zwecks Platzmangel gar auf den Nachbartisch ausgelagert werden musste. Jedenfalls war hinterher zu hören, dass manch ein Ratsmitglied erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfuhr, für was er bei der Abstimmung eigentlich seine Hand erhoben hatte. (skr)