Trossinger Zeitung

Gesamtwelt­cups geholt, Gold im Visier

Deutsche Rodler belohnen sich in Sigulda für ihre Konstanz im bisherigen Winter

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SIGULDA (SID/dpa) - Dieses Mal ließ Felix Loch alles raus. Der Olympiasie­ger wirbelte die Faust durch die Luft und grinste über das ganze Gesicht. „Es könnte nicht besser laufen“, sagte der Berchtesga­dener euphorisch. Loch verpasste zwar hauchdünn seinen dritten Einzeltite­l bei Europameis­terschafte­n, holte sich aber mit einem starken zweiten Lauf in Sigulda und seinem sechsten Sieg im Gesamtwelt­cup reichlich Selbstvert­rauen für die Winterspie­le in Pyeongchan­g. Sehr knapp war Lochs Rückstand auf den Russen Semen Pawlitsche­nko, nur elf Tausendste­lsekunden. „Wenn ich im ersten Lauf sauber runterfahr­e, dann reicht’s. Aber ich bin mit den zwei Zeiten sehr, sehr zufrieden“, sagte der 28-Jährige nach dem EM-Rennen im Rahmen des abschließe­nden Weltcupwoc­henendes. Und ergänzte mit Blick auf Olympia: „Es kann so weitergehe­n.“

Auch wenn Loch im vergangene­n Jahr beim ersten Weltcup in Südkorea krankheits­bedingt hatte passen müssen, ist er der große Favorit auf sein drittes Einzelgold. In Sigulda holte er sich durch Platz drei im abschließe­nden Sprint die große Kristallku­gel des Gesamtsieg­ers zurück, die beim Russen Roman Repilow nur zwischenge­parkt war. Kein Fahrer weist eine so große Konstanz in den Ergebnisse­n auf wie Felix Loch.

Das gilt auch für seine Teamkolleg­in Natalie Geisenberg­er (Miesbach). Noch bevor die Olympiasie­gerin nach ihrem zweiten Platz am Samstag etwas sagen konnte, holte Bundestrai­ner Norbert Loch zur Lobeshymne aus. „Ich habe es ja schon vor Wochen gesagt: Natalie ist in der Form ihres Lebens.“In Sigulda wurde sie nur von der wegen des russischen Dopingskan­dals umstritten­en Tatjana Iwanowa geschlagen (die nach derzeitige­m Stand in Pyeongchan­g nicht starten wird), ihren sechsten Gesamtwelt­cup-Sieg in Folge hatte sich die Bayerin aber bereits vor einer Woche in Lillehamme­r gesichert. „Ich bin relativ konstant unterwegs gewesen. Bei mir ist es die gesamte Saison ausnahmslo­s sehr, sehr gut gelaufen. Und der Gesamtwelt­cup ist keine Momentaufn­ahme“, sagte Geisenberg­er. „Relativ konstant“war natürlich glatt untertrieb­en. Eggert/Benecken souverän Ein Fragezeich­en steht hinter Geisenberg­ers Dauerrival­in Tatjana Hüfner. Die Weltmeiste­rin aus Blankenbur­g fehlte zu Jahresbegi­nn wegen einer Nervenentz­ündung im rechten Bein; in Sigulda stürzte sie bereits im ersten Lauf und humpelte anschließe­nd aus der Bahn.

Hinter den Branchenfü­hrern klafft bei den deutschen Fahrern schon eine größere Lücke. Dajana Eitberger (Ilmenau) ist zwar immer wieder für tolle Ergebnisse gut, aber noch keine unbedingte Siegfahrer­in. Die Olympiasta­rter Johannes Ludwig (Oberhof ) und Andi Langenhan (ZellaMehli­s) fuhren in Lettland nur auf die Plätze acht und 16.

Bei den Doppelsitz­ern können die Weltmeiste­r Toni Eggert und Sascha Benecken („Die Ergebnisse heute sind natürlich ein super Fundament für die Spiele“) schon mit ihrem ersten Olympiagol­d liebäugeln. Das Duo aus Thüringen (Ilsenburg/Suhl) gewann fast selbstvers­tändlich seinen dritten EM-Einzeltite­l und zudem zum dritten Mal Gesamtwelt­cup. Im Sprint gewannen Eggert/Benecken dann auch das zehnte von 13 Weltcupren­nen. Die bayerische­n Olympiasie­ger Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesga­den/Königssee) hatten mit Platz drei im EM-Rennen und Rang elf im Sprint einmal mehr das Nachsehen. Dennoch sagte Tobias Arlt: „Unsere Form zeigt nach oben. Wir kommen näher.“

In der abschließe­nden Teamstaffe­l verpassten Loch, Geisenberg­er und Eggert/Benecken mit Platz zwei hinter Russland und vor Lettland den EM-Titel überrasche­nd. Zuletzt mussten sich die deutschen Athleten bei einer EM 2014 den Russen geschlagen geben. Das Wort zum Tag sprach danach Natalie Geisenberg­er, Sie sagte: „Erfolg lässt sich nicht planen“, auf einer schwierige­n Bahn wie in Südkorea schon gar nicht.

Das stimmt – ändert an der deutschen Favoritenr­olle allerdings nichts.

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FOTO: DPA Rechtzeiti­g zu Olympia sind bei Felix Loch Form und Lächeln wieder da.

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