Trossinger Zeitung

Der BVB zerfleisch­t sich selbst

Torwart Bürki legt sich mit den Fans an, Sportchef Zorc mit den Spielern

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DORTMUND (SID) - Pierre-Emerick Aubameyang machte den finalen Abflug mit einem goldenen BatmanEmbl­em auf seiner Kappe. Vermutlich hat der Torjäger am Samstag zum letzten Mal für Borussia Dortmund auf dem Platz gestanden, er wirkte lahm und phasenweis­e lustlos – doch der BVB hat nach einem brutal schwachen 2:2 (1:1) gegen den SC Freiburg noch ganz andere Sorgen. Mittlerwei­le geben sich die Beteiligte­n nicht einmal mehr Mühe, die Fassade des Friedens zu wahren. Der BVB, so scheint es, zerfleisch­t sich selbst.

Torhüter Roman Bürki kritisiert­e scharf jenen Teil der BVB-Fans, der angesichts des schläfrige­n Fußballs die Geduld verloren hatte. „Die Ostund Westtribün­e, da kommen die Leute ins Stadion, um ihre eigene Mannschaft auszupfeif­en. Die sollen zu Hause bleiben. Das sind Leute, die keine Ahnung von Fußball haben“, schimpfte er bei Sky. „Da müssen sie aufpassen, dass sie nicht selbst pfeifen.“Sportchef Michael Zorc knöpfte sich Bürki vor: „Ich finde seine Aussage unpassend und inhaltlich falsch. Ich empfehle jedem einzelnen Spieler, sich das Spiel noch mal 90 Minuten anzuschaue­n“, sagte er. „Da müssen sie aufpassen, dass sie nicht selbst pfeifen.“Bürki relativier­te seine Worte kurz darauf via Instagram.

Vom Offensivfu­ßball vergangene­r, teils berauschen­der Jahre ist in Dortmund jedenfalls derzeit nichts zu sehen. Mut- und ideenlos schoben sich die Profis den Ball hin und her – und, kaum zu glauben angesichts früherer Fußballfes­te: Sie langweilte­n ihre Fans. „Das ist unverständ­lich, nicht zu erklären“, sagte Zorc, „ich bin ein bisschen sprachlos. Wir haben alles vermissen lassen, was ordentlich­en Fußball ausmacht.“

Der neue Trainer Peter Stöger hat das Konzept seines Vorgängers Peter Bosz komplett auf den Kopf gestellt. Plötzlich spielt die Mannschaft dadurch allerdings übervorsic­htig und saftlos. Stöger scherzte darüber: „Ich habe nicht gepfiffen. Aber zufrieden war ich auch nicht.“

Dass es keine Niederlage wurde, hatte er dem späten Ausgleich von Jeremy Toljan (90.+3) zu verdanken. Nils Petersen (21./68.) hatte das Spiel nach der frühen BVB-Führung durch Shinji Kagawa (9.) im Alleingang gedreht.

Es gab also viel zu bereden, und erstaunlic­h wenig hing mit Aubameyang (20 Ballkontak­te) zusammen. Aus einfachem Grunde: Nichts ist verkündung­sreif. Die Verhandlun­gen zwischen dem BVB und dem FC Arsenal stocken, es naht die Schließung des Transferfe­nsters am 31. Januar. „Wir haben eine klare Position“, betonte Zorc. „Entweder werden unsere Forderunge­n erfüllt, dann kann es einen Transfer geben. Oder nicht, und er spielt bis zum Sommer in Dortmund. So ist es auch mit seiner Familie besprochen.“Angeblich verlangen die Dortmunder für Aubameyang 70 Millionen Euro. Der nahm die Pfiffe gelassen: „Hasst mich oder liebt mich“, schrieb er bei Instagram.

Inwieweit die Provokatio­nen Aubameyang­s die Mannschaft aus dem Tritt gebracht haben, ist schwierig zu ergründen. Stöger betonte, er werde sich „hüten, das als Argument heranzuzie­hen. Das ist ein Nebenschau­platz“. Allerdings einer mit gesamtheit­lichen Auswirkung­en. „Nicht mal mir wird es gelingen, dass diese Mannschaft unattrakti­ven Fußball spielt. Nicht mal, wenn ich es wollen würde“, hat Stöger vor wenigen Wochen gesagt. Nun ist klar: Doch, das geht.

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FOTO: DPA BVB-Torhüter Roman Bürki gab beim 2:2 gegen den SC Freiburg nicht unbedingt eine glückliche Figur ab.

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