Matratze aus Fichtennadeln und Ästen
Um den Waldboden zu schonen, setzen Arbeiter auf spezielle Techniken.
TROSSINGEN - Um die Verkehrssicherheit des Trossinger Wangenwegs zu gewährleisten, werden in der Nähe des Solwegsparkplatzes derzeit Bäume gefällt. Ein Teil von ihnen ist faul, weswegen die Gefahr besteht, dass sie bei Sturm auf den von Joggern und Spaziergängern genutzten Weg stürzen. Die Arbeiten dauern noch bis Ende der Woche.
„Vor 80 Jahren war hier alles Wiese“, berichtet Revierförster Klaus Butschle. Dann wurde der Bereich mit Fichten aufgeforstet, die schnell wachsen und als Rohstoff verwendet werden können.
Da diese Bäume inzwischen 80 Jahre alt sind, sind viele durch Fäule gefährdet. Ihr Einschlag wurde aus Verkehrssicherungsgründen und auch, um die Lieferpläne der Stadt für die Sägewerke zu erfüllen, zeitlich vorgezogen. Die Stadt Trossingen als Waldbesitzer sei verpflichtet, nach Gefahren zu schauen und den Unterhalt der Wege zu gewährleisten, sagt Hauptamtsleiter Dieter Kohler und fügt hinzu: „Erst kürzlich haben wir einen weiteren Bauhofsmitarbeiter eingestellt, der sich auch um die Baumpflege kümmert und zum Beispiel schaut, ob Äste in den Weg ragen oder ob die Bäume noch gesund sind.“
Nicht immer könne man das von außen aber erkennen, so Butschle. Unter den gefällten Fichten am Wangenweg seien auch gesunde Bäume. „Gesundes Holz ist als Rohstoff wichtig. Ein Festmeter gesundes Holz kostet mehrere Euro mehr als Sturm- oder Käferholz, das nur für Paletten verwendet werden kann.“Rund 400 Festmeter werden am Wangenweg geschlagen.
Dabei erschwert das Wetter den Waldarbeitern die Arbeit: Der Regen der vergangenen Tage haben den Boden aufgeweicht, so dass die Forstspezialschlepper, die die Baumstämme aus dem Wald ziehen, tiefe Spurrillen hinterlassen würden. „Deshalb fällen wir die Bäume fächerförmig“, erläutert Forstunternehmer Markus Merz, der am Wangenweg für die Baumfällarbeiten verantwortlich ist, „Äste und Fichtennandeln bilden dabei eine dichte Matratze auf dem Waldboden.“Diese ist tragfähig und fungiert als Rückegasse für die schweren Maschinen. Abends ist frei für Jogger Am Wangenweg wird allerdings nicht nur geholzt, um den Wangenweg zu sichern und Lieferpläne zu erfüllen. Indem die hohen Fichten gefällt werden, gelangt wieder Licht auf den Waldboden, auf dem so eine Vielfalt von Pflanzen wachsen kann. Ziel für den Stadtwald sei Artenvielfalt, sagt Klaus Butschle. Rund um den Wangenweg sind bereits Weißtannen und Eichen selbst gewachsen. Gemeinsam mit Ahorn und Buchen haben damit drei Laubbaumarten in dem Gebiet Wurzeln geschlagen. „Wir haben hier keine reine Monokultur mehr“, freut sich Butschle. Die vielfältige Vegetation sei auch für Insekten wichtig.
Beim Aufforsten des Gebiets wird der Revierförster Unterstützung von den Trossinger Solwegschülern bekommen, die so auch lernen, wie das Ökosystem Wald funktioniert - dass beispielsweise Fahrrillen im Waldboden von Kröten und Molchen genutzt werden oder ein im Sturm umgekippter Baum eine Öffnung für andere Pflanzen schafft. „In der Natur gibt es selten richtig oder falsch, es gibt Möglichkeiten“, sagt Butschle dazu.
Temporäre Ökosysteme, wie die Molche in den Fahrrinnen, begrüßt er zwar mitten im Wald, „direkt am Weg sollten sie aber nicht entstehen“, so der Revierförster. „Die Menschen soll sich in der Natur wohlfühlen und entspannen.“
Deshalb legt Markus Merz Wert darauf, dass der Weg am Abend frei ist: „Spaziergänger und Jogger sollen durchkommen.“