Präsident
Sauli Niinistö bleibt weitere sechs Jahre Präsident von Finnland – und hat bei der Wahl am Sonntag eine Premiere geschafft. Zum ersten Mal seit der Einführung des Stichwahl-Systems errang der Konservative gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. 62,7 Prozent der Wähler votierten für ihn. Sein schärfster Konkurrent, Pekka Haavisto von den Grünen, war mit 12,4 Prozent weit abgeschlagen. „Ich bin dankbar und gerührt von der Unterstützung der Menschen“, sagte Niinistö nach dem Wahlsieg. „Es fühlt sich unglaublich an.“
Niinistö gilt als populärster finnischer Staatschef seit Jahrzehnten, dabei ist er in einer wichtigen Frage anderer Meinung als die Mehrheit seiner Landsleute: Der frühere Parlamentspräsident, Justiz- und Finanzminister befürwortet einen Beitritt seines Landes zur Nato. Die Mehrheit der Finnen sieht einen solchen Schritt skeptischer, auch wenn sich seit der Ukraine-Krise die Stimmen mehren, die für mehr Nähe zum westlichen Militärbündnis werben. Finnland wurde erst 1917 von Russland unabhängig, beide Länder haben eine lange gemeinsame Landgrenze und sind in der Grenzregion wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Die finnische Außenpolitik ist denn auch geprägt von dem Bemühen, einen westlich orientierten Kurs zu fahren, ohne Russland zu verprellen – eine Tradition, der sich auch Niinistö verpflichtet fühlt. Anders als bei seiner ersten Wahl ins Präsidentenamt rückte er die Nato jetzt aber nicht ins Zentrum seines Wahlkampfes, er sprach sich lediglich für ein Referendum zu diesem Thema aus. Stattdessen betonte Niinistö seine Sorgen über den Zusammenhalt der Gesellschaft angesichts eines auch in Finnland rauen Umgangstons im Internet.
Neben seiner politischen Karriere war Niinistö lange alleinerziehender Vater zweier Söhne; seine erste Frau war zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Die Erfahrung verarbeitete er in einem Buch mit dem Titel „Fünf Jahre Einsamkeit“. 2004 wurde Niinistö während eines Thailand-Urlaubs Augenzeuge des Tsunami. Er überlebte, indem er mit seinem jüngeren Sohn auf einen Telefonmast kletterte und dort stundenlang ausharrte. (ume/dpa/AFP)