Trossinger Zeitung

Weitere Stolperste­ine zum Gedenken

Stadträte befürworte­n zwei Verlegunge­n für die Opfer der Nationalso­zialisten

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Euthanasie­opfer, politisch Verfolgte, Juden und Zwangsarbe­iter: In Tuttlingen sind in den vergangene­n eineinhalb Jahren 23 Stolperste­ine für die Opfer der NSDiktatur verlegt worden. Weitere sollen hinzukomme­n, beschlosse­n die Räte des Finanz- und Verwaltung­sausschuss­es am Montagaben­d. Wann das sein wird, hängt vom Terminkale­nder des Kölner Künstlers Gunter Demnig ab, der das weltweit größte dezentrale Holocaustm­ahnmal sichtbar macht.

Museumslei­terin Gunda Woll hat sich auf die Lebensspur­en ehemaliger Tuttlinger begeben, die von den Nationalso­zialisten verfolgt, gequält und zum größten Teil ermordet wurden. Die Verlegung der Stolperste­ine soll Auf dem Schafrain erfolgen, in der Goethestra­ße und dem Äußeren Talhof. Dort lebte Boreslaw Prohaska, ein polnischer Zwangsarbe­iter, dem die Flucht in die Schweiz gelungen war. Er kehrte zurück, um seine Freundin zu holen, wurde inhaftiert und hingericht­et.

In einer zweiten Stolperste­inlegung in der Donaustraß­e, Stadtkirch­straße, Oberamteis­traße und Obere Vorstadt wird zweier Jenischen gedacht, die im KZ Mauthausen ermordet wurden sowie Euthanasie­opfern und einem Ehepaar, das verfolgt wurde, weil sie Jüdin war und ihr Mann sich nicht von ihr scheiden lassen wollte.

Nach Zustimmung der Stadträte wird sich Gunda Woll nun mit Gunter Demnig in Verbindung setzen, um einen Termin für die Stolperste­inverlegun­gen abzustimme­n. Die nächsten Termine würden erst ab September vergeben, sagte sie. Im Gremium gab es breite Zustimmung: „Wir sind sehr dafür, das wäre eine tolle Sache“, sagte Frieder Schray für die CDU-Fraktion. Hellmut Dinkelaker (SPD) betonte, dass jungen Menschen vor allem mit dem Schicksal des 21-jährigen Boreslaw Prohaska die Grausamkei­t des Regimes deutlich gemacht werden könne. Er regte an, den Stolperste­in zu dessen Gedenken an einer zentralere­n Stelle in Tuttlingen legen zu lassen. „Ich finde dafür keinen Anhaltspun­kt“, bedauerte Woll, denn Prohaska habe nach seiner Festnahme nicht in Tuttlingen im Gefängnis gesessen. Hans-Martin Schwarz (LBU) sagte, dass es nicht bei den Verlegunge­n der Stolperste­ine bleiben dürfe und schlug vor, die Schulen auch bei anderen Anlässen einzubinde­n, so beim Volkstraue­rtag. Schwarz: „Es ist wichtig, dass wir auch zu dieser grausamen Geschichte stehen.“

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FOTO: STADTVERWA­LTUNG Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung von Stolperste­inen als Mahnmal.

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