Musiker stellen Kontraste gekonnt dar
Der Tübinger Stiftschor singt in der Stadtkirche Musik tschechischer Komponisten
TUTTLINGEN - Zum Semesterabschluss hat der Stiftschor Tübingen in der Stadtkirche unter Leitung von Frank Oidtmann in der Stadtkirche ein Konzert mit tschechischer Musik geboten.
Das Hauptwerk des Programmes war die Messe in D-Dur. op 86 von Antonin Dvorák. Dieser schrieb das Werk erst für Chor, Soli und Orchester, bearbeitete den Orgelpart für großes Orchester, hier aber erlebte man den Instrumentalpart in der Fassung für Bläserquintett von J. Linckelmann.
Das „Kyrie“schrieb Dvorak liebenswürdig strömend, das „Christe eleison“, für die irdische Göttlichkeit gedacht, jedoch sehr markant. In jedem Messeteil ging er gefühlsmäßig auf den Textinhalt ein. So begann er das „Gloria“(„Ehre sei Gott in der Höhe“) sehr temperamentvoll, das „Et in terra pax“(„Friede den Menschen auf Erden“) dann sehr zart. Der Chor und die vier Solisten sangen dies alles mit Hingabe, die Schlussfuge auch sehr brillant.
Im „Credo“korrespondieren Solo-Alt und Chor, die Altstimme ist hier Symbol der Mutter Kirche. Sehr berührend war das „Et incarnatus est“für Solo-Alt und Chor im Hintergrund, dann Solo-Sopran dazu. Es gab genügend Kontraste darzustellen von Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt und so weiter. Die Bläser hatten zur Ausmalung der Szenen viel zu tun.
Das „Sanctus“sang der Chor erst voll Ehrfurcht, das „Hosanna“dann in vollem Fortissimo. Viele Schönheiten in Soli, Chor und Instrumenten wären erwähnenswert. Doch wichtig ist, wie Dvorák seine Messe beendete: Mit der Melodie des Kyrie-Anfangs (Herr erbarme dich) endet im „Agnus Dei“ergreifend das „Dona nobis pacem“(„Gib uns Frieden“) im Piano. Sehr konstruierte Gesänge Das Konzert begann mit „Vier geistlichen Gesängen“(1993) von Petr Eben. Obwohl dieser Komponist früher eigenständiger schrieb, wollte er damals bei der deutschen modernen Musik mithalten und so wurde dies eine sehr konstruierte Musik. Der Chor , von Michael Spors an der Orgel begleitet, zeigte in den schwierigen, weiten Intervallen sowie in der Lebendigkeit der Darstellung sein immenses Können und der Dirigent seine starke Überzeugungsfähigkeit.
In der Mitte des Programms erlebte man das Bläserquintett op. 95 des bedeutenden tschechischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster (1859-1951) für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Schon im ersten Satz war ein großes Schwingen in der Musik, wie die Darstellung einer sommerlich, böhmischen Landschaft. Besonders das Horn hatte bezaubernde Melodien in dieser spätromantischen Musik.
Das „Andante sostenuto“war voll herrlicher Melodik in allen Stimmen, besonders in der goldenen Flöte. Im Allegro Scherzando scherzten die fünf Instrumente gegenseitig zum Vergnügen der Hörer und im „Moderato e tranquillo – Allegro deciso“hüpfte nach einer lieblichen Einleitung die Musik in lustigem Staccato durch den hübschen Verlauf. Ein großes Lob den fünf Musikern des Stuttgarter Camas-Quartetts!