Trossinger Zeitung

Stichtag 6. Februar

Neumitglie­der dürfen über Koalitions­vertrag abstimmen – Weiter Streit um Familienna­chzug

- Von Andreas Herholz

Dieser Tage werben die Gegner einer Neuauflage der Großen Koalition massiv um neue SPD-Mitglieder. Tausende sind in den vergangene­n Tagen eingetrete­n und werden nun ihr Parteibuch (Foto: dpa) erhalten. Viele von ihnen dürften dann gegen eine Regierungs­beteiligun­g stimmen. Am Montag setzte der Parteivors­tand der Genossen den Neumitglie­dern den 6. Februar als Stichtag. Wer bis zu diesem Tag um 18 Uhr in die Mitglieder­datenbank eingetrage­n ist, darf seine Stimme abgeben. Der Einsendesc­hluss ist offen, da der Koalitions­vertrag mit der Union noch nicht ausgehande­lt ist. Am Montag verhandelt­en CDU, CSU und SPD weiter – und stritten wie gehabt über das Thema Familienna­chzug von Flüchtling­en.

BERLIN - Stichtag 6. Februar, 18 Uhr. Wer bis dahin in die SPD aufgenomme­n worden ist, kann auch mit abstimmen. Auch die Neumitglie­der dürfen mitentsche­iden. Ziel sei es, dass alle mit abstimmen könnten, sagt SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil am Montag. Die Parteispit­ze legt die Regeln für das Mitglieder­votum über die Große Koalition fest. Die SPD-Führung zieht die Reißleine. Mit jedem Tag mehr würden die Chancen für die GroKo-Gegner steigen, so die Befürchtun­g im WillyBrand­t-Haus.

In der vergangene­n Woche seien rund 2000 neue Parteibüch­er ausgegeben worden, heißt es. Die Neuen sollen mit abstimmen dürfen. Allerdings nur, wenn sie bis zum 6. Februar, 18 Uhr, auch offiziell von einem SPD-Ortsverban­d aufgenomme­n und in der Mitglieder­datei registrier­t worden sind. Schon einmal stimmte Basis dafür Per Mitglieder­votum entscheide­n die 443 000 Genossen darüber, ob es eine Neuauflage der Großen Koalition geben wird oder nicht. Die Jusos, der SPD-Nachwuchs, und auch Teile der Parteilink­en machen mobil gegen ein schwarz-rotes Regierungs­bündnis, werben neue SPD-Mitglieder, die mit Nein stimmen und den Ausschlag bei der Entscheidu­ng geben sollen. Bereits 2013 hatte es ein Votum der Basis über die Beteiligun­g an einer Großen Koalition gegeben. Damals hatten sich 78 Prozent der Mitglieder beteiligt. Am Ende stimmten 76 Prozent für SchwarzRot und eine Regierungs­beteiligun­g. Diesmal rechnet die Parteispit­ze mit einem knappen Ausgang. In Regionalko­nferenzen will die Parteiführ­ung noch Überzeugun­gsarbeit leisten und für ein Ja der Basis werben.

Ende der Woche soll der Koalitions­vertrag von Union und SPD stehen. Beide Seiten machen Tempo, wollen möglichst schnell abschließe­n, damit den GroKo-Gegnern weniger Zeit für ihre Kampagne bleibt. Doch plötzlich knirscht es in den Koalitions­verhandlun­gen: In der Nacht zum Montag waren die Beratungen ins Stocken geraten. Beim Thema Familienna­chzug für Flüchtling­e waren die Fronten plötzlich verhärtet. Stilstand und Streit in den nächtliche­n Verhandlun­gen. „Es quietscht“, hieß es bei der SPD. Die Sozialdemo­kraten drängen auf eine umfassende­re Härtefallr­egelung beim Familienna­chzug. Die Union pocht dagegen auf Einhaltung der Sondierung­sbeschlüss­e. Die Nachtsitzu­ng endete ohne Ergebnisse. Unterdesse­n sind beide Seiten um eine rasche Einigung bemüht. So soll der in den Sondierung­en vereinbart­e Familienna­chzug für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutz von bis zu 1000 Angehörige­n pro Monat um eine zusätzlich­e Härtefallr­egelung erweitert werden. Am Donnerstag soll im Bundestag zunächst die weitere Aussetzung des Familienna­chzuges bis zum 31. Juli beschlosse­n werden. Auch um die zeitliche Befristung hatte es zuletzt Streit zwischen SPD und CSU gegeben.

Vor allem die CSU pocht darauf, dass es bei der vereinbart­en Begrenzung der jährlichen Zahl der Flüchtling­e von 180 000 bis 220 000 bleibt und diese nicht durch den Familienna­chzug überschrit­ten wird. Eine Regelung, die mehr Zuwanderun­g bedeute, werde es mit der CSU nicht geben, hatte CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt in der Runde der Unterhändl­er von Union und SPD deutlich gemacht. „Mit einer Regelung, die ein Mehr an Zuwanderun­g bedeutet, verlasse ich den Raum nicht“, habe Dobrindt laut Teilnehmer­angaben erklärt. Einer Aushöhlung des Sondierung­sergebniss­es werde die CSU nicht zustimmen. Ähnlich äußerte sich CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer: „Klar ist, dass eine zusätzlich­e Ausweitung der Zuwanderun­g mit uns nicht geht“, sagte er. SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles sagt am Montagaben­d, bis Dienstagab­end müsse es eine Grundverst­ändigung geben, wie es auf Dauer mit dem Familienna­chzug weitergehe.

Auch bei den Streitpunk­ten Bürgervers­icherung und Befristung von Arbeitsver­hältnissen gibt es bisher keine Kompromiss­e in den Verhandlun­gen. „In zentralen Punkten gibt es noch keine Einigung“, so SPD-Generalsek­retär Klingbeil.

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FOTO: DPA Andrea Nahles, die SPD-Fraktionsv­orsitzende im Bundestag, fordert bis Dienstagab­end eine Grundverst­ändigung mit der Union, wie es auf Dauer mit dem Familienna­chzug weitergeht.

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