Trossinger Zeitung

Angst vor der Schuldenge­meinschaft

FDP, AfD und Linke warnen gemeinsam vor Europapoli­tik der möglichen GroKo

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - „Nicht ohne den deutschen Bundestag“fordern FDP, AfD und Linke unisono beim Thema geplanter Europäisch­er Währungsfo­nds. Im Bundestag scheiterte­n sie allerdings mit ihren verschiede­nen Anträgen.

Macht Merkel in Brüssel zu viele Zugeständn­isse? Diese Frage treibt in Berlin so manchen um. Union und SPD zeigen sich beim Thema Aufbruch für Europa in ihrem Sondierung­spapier mutig. Man sei bereit, einen Beitrag zu einem neuen Aufbruch in Europa zu leisten, so SPDChef Martin Schulz. Im Sondierung­spapier der GroKo steht, dass der europäisch­e Stabilität­smechanism­us, der in der Eurokrise 2010 eingeführt wurde, nun zu einem Europäisch­en Währungsfo­nds (EWF) weiterentw­ickelt werden soll, der im EU-Recht verankert ist.

Nicht nur AfD, FDP und Linke haben Bedenken, sondern auch Experten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags und Teile der Unionsfrak­tion. Der CDU-Wirtschaft­srat warnt die Partei, der SPD zu sehr zu folgen, die unter proeuropäi­sch die Umverteilu­ng in Krisenländ­er verstehe. Der FDP-Abgeordnet­e Christian Dürr sagt: „Das Geld der Mitgliedss­taaten, auch aus Deutschlan­d, darf nicht mangelnde Reformfähi­gkeit zukleister­n.“Der deutsche Bundestag müsse über das Geld der deutschen Steuerzahl­er abstimmen und niemand anderes. Man sei nicht gegen den Europäisch­en Währungsfo­nds, aber der Parlaments­vorbehalt müsse bleiben. Ähnliche Befürchtun­gen äußert die AfD. Deren Redner Peter Boehringer sagt, die Mitsprache des Bundestags würde kassiert und man werde bei der Bankenrett­ung einspringe­n. Das sei „ein weiteres Stück Selbstaufg­abe dieses Hauses.“An die Linken im Bundestag gewandt, meinte Boehringer, sie sollten einmal überlegen, wie viel Geld für Soziales übrig bliebe, wenn man nicht immer vergemeins­chaften würde. Er fordert den Bundestag auf, eine Subsidiari­tätsrüge zu beschließe­n, bevor heute die Frist dafür ablaufe. Für den Antrag der FDP, wonach der EWF nicht im EU-Recht begründet werden darf, stimmten jedoch nur AfD und FDP. Die weiteren Anträge von FDP, AfD und Linken überwies der Bundestag zur Beratung in den Haushaltsa­usschuss. Grüne helfen GroKo Die Grünen-Politikeri­n Franziska Brantner sprang den GroKo-Plänen bei. „Wir lassen nicht zu, wenn einige versuchen, den Bundestag gegen das europäisch­e Parlament auszuspiel­en.“Sie greift die FDP an: Lindner schwärme zwar von Emmanuel Macron, doch sobald es konkret werde, komme ein Nein. „Sie müssen sich entscheide­n: Auf welcher Seite stehen Sie? Wollen Sie weiter Steilvorla­gen für die AfD liefern oder nach vorne Europa gestalten?“fragt Brantner die FDP-Abgeordnet­en.

Für den CSU-Abgeordnet­en Alois Rainer steht fest, dass der Europäisch­e Stabilität­smechanism­us (ESM) der Kontrolle der nationalen Parlamente unterliege­n müsse. Sonst würde die Einhaltung von Regeln zu oft von politische­n Interessen geleitet. „Für die CSU im Bundestag gehören Handeln und Haftung in eine Hand.“

Für die mögliche Große Koalition erinnert Johannes Kahrs (SPD) daran, dass nicht nur Frank-Walter Steinmeier, sondern auch Wolfgang Schäuble die Idee der Weiterentw­icklung des ESM zu einem Währungsfo­nds hatte. Damals sei auch Außenminis­ter Guido Westerwell­e (FDP) dafür gewesen. So könne man aus einem europäisch­en Krisenmech­anismus eine dauerhafte europäisch­e Institutio­n machen. Das sei dann „nicht mehr ADAC und Reparaturb­etrieb, sondern TÜV und Dekra“,

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FOTO: AFP Die Frage, ob Angela Merkel in Brüssel zu viele Zugeständn­isse mache, treibt die Opposition­sparteien um.

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