Trossinger Zeitung

Nutzer verbringen weniger Zeit bei Facebook

Das soziale Netzwerk hat seinen Algorithmu­s umgestellt, weshalb die User nun weniger Zeit damit verbringen

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MENLO PARK (dpa) - Facebooks neuer Kurs, den Mitglieder­n weniger Videos zu zeigen, hat schnell zu kürzeren Nutzungsze­iten geführt. Im vergangene­n Quartal hätten die Nutzer deswegen täglich 50 Millionen Stunden weniger bei Facebook verbracht, sagte Gründer und Chef Mark Zuckerberg am Mittwoch. „Das zeigt, wie ernst wir es damit meinen.“Bei der Größe von Facebook sind das zwar nur rund zwei Minuten pro Nutzer am Tag. Aber kürzere Nutzungsze­iten können auch auf die Geschäftsz­ahlen durchschla­gen, wenn weniger Werbung angeklickt wird.

Zuckerberg betonte, das sei etwas, was Facebook in Kauf nehme, um die beim Online-Netzwerk verbrachte Zeit sinnvoller zu gestalten. Er hatte bereits vor wenigen Wochen einen tief greifenden Strategiew­echsel angekündig­t und erklärt, dass die Nutzer weniger Nachrichte­n und Inhalte von Facebook-Seiten zu sehen bekommen und stattdesse­n mehr Beiträge von Freunden und Verwandten. „Den Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, ist wichtiger, als die Nutzungsze­it zu verlängern“, sagte Zuckerberg jetzt. Das sei auf lange Sicht auch gut für Facebook. Facebook wächst langsamer Im vergangene­n Quartal trieb ein boomendes Geschäft mit Internet- Werbung den Facebook-Umsatz auf einen neuen Höchststan­d. Das Online-Netzwerk nahm knapp 13 Milliarden Dollar ein. Das war ein Plus von 47 Prozent im Jahresverg­leich. Der Gewinn stieg um ein Fünftel auf 4,27 Milliarden Dollar, wie Facebook nach US-Börsenschl­uss am Mittwoch mitteilte. Grund für den moderatere­n Anstieg war die Rückstellu­ng von rund 2,3 Milliarden Dollar für die einmalige Abgabe auf Auslandsge­winne nach der US-Steuerrefo­rm. Facebook hat nun monatlich 2,13 Milliarden aktive Nutzer. Täglich kamen 1,4 Milliarden von ihnen auf die Plattform. Das waren 32 Millionen mehr als drei Monate zuvor – das langsamste Wachstum seit 2015. Analysten hatten mit einem schnellere­n Anstieg der Nutzerzahl­en gerechnet. Im lukrativst­en Markt USA und Kanada sank die Zahl täglich aktiver Nutzer sogar erstmals, von 185 auf 184 Millionen. Marktforsc­hern zufolge war die Facebook-Nutzung in der Region bereits vor dem angekündig­ten Umbau rückläufig. Zuckerberg erklärte, der Strategiew­echsel sei auch wegen der Unzufriede­nheit der Mitglieder mit der Flut von Inhalten notwendig geworden. Anleger reagieren vorsichtig In Nordamerik­a machte Facebook im vergangene­n Quartal fast 27 Dollar Umsatz pro Nutzer, während es im weltweiten Durchschni­tt nur gut sechs Dollar waren. In Europa lagen die Erlöse bei knapp neun Dollar.

Für dieses Jahr rechnet Facebook mit einem langsamere­n Wachstum des Geschäfts als 2017. Zugleich sollen die Kosten um 45 bis 60 Prozent steigen. Das Online-Netzwerk will allein bis zu 15 Milliarden Dollar in Infrastruk­tur wie Rechenzent­ren investiere­n.

Die Anleger scheinen Zuckerberg zu vertrauen: Die Aktie, die nach den Quartalsza­hlen zunächst im nachbörsli­chen Handel rund fünf Prozent verlor, drehte nach seinen Äußerungen vor Analysten ins Plus und gewann 1,40 Prozent hinzu.

2017 sei für Facebook ein „starkes, aber hartes Jahr“gewesen, sagte Zuckerberg. Das Online-Netzwerk stand in der Kritik wegen der Ausbreitun­g gefälschte­r Nachrichte­n sowie Problemen bei der Bekämpfung von Beiträgen mit Hass und Hetze und musste immer wieder nachjustie­ren. Eine Maßnahme ist, die Zahl der Mitarbeite­r, die solche Inhalte aussieben, auf 20 000 zu verdoppeln.

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FOTO: DPA Auch wenn Nutzer nicht mehr so lange bei Facebook online sind, gibt sich das Unternehme­n zuversicht­lich, auf dem richtigen Weg zu sein.

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