Trossinger Zeitung

Sexistisch? Fasnachtsp­lakat löst Proteste aus

Waldshuter Narro-Zunft zeigt gespreizte Frauenbein­e

- Von Christian ●Schellenbe­rger

RAVENSBURG - Rund vier mal zwei Meter messen die Plakate, die an verschiede­nen Stellen der 23 000-Einwohner Stadt für die anstehende­n Fasnachtsv­eranstaltu­ngen unter dem Motto „Reeperbahn“werben. Doch es ist nicht das Motto, dass die Gemüter erhitzt. Vielmehr ist es das Motiv zweier gespreizte­r Frauenbein­e in Netzstrümp­fen; der Intimberei­ch wird von einem Herz-Symbol mit dem Schriftzug „Reeperbahn“abgedeckt. Nachempfun­den ist es dem Eingangsbe­reich der berühmten Kneipe „Zur Ritze“in St. Pauli.

„Wir hatten das Motto ausgewählt, weil die Reeperbahn aus unserer Sicht dafür steht, schrill und bunt zu sein“, sagt Joe Keller, Zunftmeist­er der Narro-Zunft. Es sei darum gegangen, mit dem Thema gute Laune zu vermitteln. Die gute Laune ist mittlerwei­le getrübt. Rund 20 Beschwerde­n aller Geschlecht­er und Bevölkerun­gsschichte­n waren bei der Gleichstel­lungsbeauf­tragten des Landkreise­s Waldshut, Anette Klaas eingegange­n. Dazu weitere direkt bei der Narrenzunf­t. Die Plakate sind inzwischen überklebt.

Zuvor hatte sich Klaas an die Narrenzunf­t gewandt und kritisiert: „Diese Art der sexistisch­en Werbung (...) suggeriert die sexuelle Verfügbark­eit von Frauen allgemein und ist frauen- und menschenve­rachtend“, heißt es in Klaas’ Schreiben, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Das Plakat greife die gesellscha­ftlich notwendige ethisch-moralische Grundhaltu­ng an und behindere die Bemühungen, Sexismus und sexuelle Gewalt in unserer Gesellscha­ft einzudämme­n, so die Gleichstel­lungsbeauf­tragte weiter.

Doch wann ist eine Werbung sexistisch, wann ist sie es nicht? Laut Klaas gibt es klare Kriterien und Grenzen. So schreibt etwa die Frauenrech­tsorganisa­tion „Terre des Femmes“, dass „nicht nur die Reduzierun­g des weiblichen Körpers auf ein sexuelles Objekt (...) diskrimini­erend ist, sondern auch die klischeeha­fte Darstellun­g von Frauen und Männern.“Und auch der Deutsche Werberat definiert, wie weit Werbung gehen darf. Erst im Dezember hat dieser etwa ein Unternehme­n öffentlich gerügt, weil es seinen Online-Werkzeugve­rsand mit dem Spruch „Wo gehämmert wird, wird auch genagelt!“und einer von hinten abgebildet­en, leicht bekleidete­n Frau beworben hatte.

Die Narrenzunf­t, so Klaas, habe sich aber nichts Böses bei dem Plakat gedacht, wie auch Zunftmeist­er Joe Keller bestätigt. „Die Kritik ist nachvollzi­ehbar“, räumt er ein.

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FOTO: PR Das umstritten­e Plakat.

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