Sexistisch? Fasnachtsplakat löst Proteste aus
Waldshuter Narro-Zunft zeigt gespreizte Frauenbeine
RAVENSBURG - Rund vier mal zwei Meter messen die Plakate, die an verschiedenen Stellen der 23 000-Einwohner Stadt für die anstehenden Fasnachtsveranstaltungen unter dem Motto „Reeperbahn“werben. Doch es ist nicht das Motto, dass die Gemüter erhitzt. Vielmehr ist es das Motiv zweier gespreizter Frauenbeine in Netzstrümpfen; der Intimbereich wird von einem Herz-Symbol mit dem Schriftzug „Reeperbahn“abgedeckt. Nachempfunden ist es dem Eingangsbereich der berühmten Kneipe „Zur Ritze“in St. Pauli.
„Wir hatten das Motto ausgewählt, weil die Reeperbahn aus unserer Sicht dafür steht, schrill und bunt zu sein“, sagt Joe Keller, Zunftmeister der Narro-Zunft. Es sei darum gegangen, mit dem Thema gute Laune zu vermitteln. Die gute Laune ist mittlerweile getrübt. Rund 20 Beschwerden aller Geschlechter und Bevölkerungsschichten waren bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Waldshut, Anette Klaas eingegangen. Dazu weitere direkt bei der Narrenzunft. Die Plakate sind inzwischen überklebt.
Zuvor hatte sich Klaas an die Narrenzunft gewandt und kritisiert: „Diese Art der sexistischen Werbung (...) suggeriert die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen allgemein und ist frauen- und menschenverachtend“, heißt es in Klaas’ Schreiben, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Das Plakat greife die gesellschaftlich notwendige ethisch-moralische Grundhaltung an und behindere die Bemühungen, Sexismus und sexuelle Gewalt in unserer Gesellschaft einzudämmen, so die Gleichstellungsbeauftragte weiter.
Doch wann ist eine Werbung sexistisch, wann ist sie es nicht? Laut Klaas gibt es klare Kriterien und Grenzen. So schreibt etwa die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“, dass „nicht nur die Reduzierung des weiblichen Körpers auf ein sexuelles Objekt (...) diskriminierend ist, sondern auch die klischeehafte Darstellung von Frauen und Männern.“Und auch der Deutsche Werberat definiert, wie weit Werbung gehen darf. Erst im Dezember hat dieser etwa ein Unternehmen öffentlich gerügt, weil es seinen Online-Werkzeugversand mit dem Spruch „Wo gehämmert wird, wird auch genagelt!“und einer von hinten abgebildeten, leicht bekleideten Frau beworben hatte.
Die Narrenzunft, so Klaas, habe sich aber nichts Böses bei dem Plakat gedacht, wie auch Zunftmeister Joe Keller bestätigt. „Die Kritik ist nachvollziehbar“, räumt er ein.