Jede Stunde versickern 35 000 Liter Wasser
Tuttlingens Wasserrohre sind marode – Stadtwerke kommen mit Sanierung kaum nach
TUTTLINGEN - 302 000 Kubikmeter frisches Trinkwasser versickern jedes Jahr in Tuttlingens Erdreich – fast 14 Prozent des gesamten Trinkwassers, das auf die Reise durch das hiesige Wassernetz geschickt wird. Der Grund dafür ist simpel: Die Rohre der Donaustadt sind so veraltet, dass sie an vielen Stellen kaputt in der Erde liegen. Zwar haben die Stadtwerke seit dem Jahr 2012 einen Sanierungsplan – doch der schreitet nur langsam voran.
Jede Stunde sind es rund 35 000 Liter frisches Trinkwasser, das in Tuttlingen verloren geht – etwa 230 Badewannen-Füllungen. Deutlich wird dies an den Zahlen, die die Mitarbeiter der Stadtwerke (SWT) regelmäßig an ihren Zählern ablesen: Jährlich werden etwa 2,2 Millionen Kubikmeter Wasser ins Netz eingespeist – doch bei den Verbrauchern kommen nur rund 1,8 Millionen Kubikmeter an. 13,7 Prozent beträgt der Wasserverlust – eine große Menge, wie Branka Rogulic, SWT-Geschäftsführerin, formuliert. Der wirtschaftliche Schaden liegt jährlich bei rund 130 000 Euro.
Das Problem: Der Großteil von Tuttlingens Wasserrohre ist 50 Jahre alt, teils sogar noch älter. Immer wieder bietet sich den Mitarbeitern der Stadtwerke ein verblüffendes Bild, wenn sie – wie beispielsweise im vergangenen Jahr in der Bahnhofstraße – das Erdreich öffnen und auf alte gusseiserne Leitungen stoßen. „Die Rohre im Stadtgebiet werden jetzt alle gleichzeitig alt“, bringt es Rogulic auf den Punkt, warum es immer wieder zu neuen Lecks kommt. Auf Pläne zurückgreifen kann sie dabei nicht immer. Nicht von allen Ecken Tuttlingens gibt es Unterlagen – und wenn, dann sind sie teils ungenau. „Haben Sanierungsstau“Getan wurde in der Vergangenheit wenig. „Wir haben einen Sanierungsstau“, gibt Rogulic, die vor rund sechs Jahren die Leitung der Stadtwerke übernommen hat, unverblümt zu. Da der Wasserverlust so hoch ist, wurde bereits 2012 ein Sanierungsplan erstellt, der seit 2014 schrittweise abgearbeitet wird. Große Maßnahmen waren seitdem die Erneuerung der Fallleitung im Tiefental bei Möhringen sowie der Komplettaustausch der Rohre in der Stuttgarter Straße sowie in der Wilhelm- und Zeughausstraße. Aktuell arbeiten die Stadtwerke in der Bismarckund Johann-Sebastian-BachStraße sowie im vorderen Teil der Stockacher Straße. „Die Stockacher Straße ist ein ganz großes Thema“, sagt Rogulic. Besonders viel Wasser verschwindet dort im Boden. Zügig soll deshalb auch der hintere, stadtauswärts gelegene Bereich angegangen werden. In Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt der Stadt Tuttlingen sei für Ende März die Ausschreibung geplant – im Idealfall beginnen die Arbeiten noch im Herbst.
Die Suche nach den Lecks ist nicht einfach. Anhand der AbgabeZahlen der Hochbehälter und den Zählerständen bei den Endverbrauchern lässt sich in etwa eingrenzen, wo der Wasserverlust am stärksten ist. Nicht immer muss gleich alles komplett erneuert werden: Bis zu einer halben Million Euro geben die Stadtwerke zudem jährlich dafür aus, kleinere Lecks abzudichten.
Eine Ende der Rohrsanierungen ist nicht in Sicht: Mindestens fünf weitere brisante Stellen, an denen viel Wasser versickert, sind Rogulic bereits bekannt. „Es ist ein Thema, das in auch in den nächsten Jahren noch sehr beschäftigen wird.“