Ran an den beruflichen Wiedereinstieg
Beraterabend im Tuttlinger Rathaus – Coaching oder Bewerbungstraining möglich
TUTTLINGEN - Frauen und Männer, die durch Betreuung von Kindern oder Pflege von Angehörigen aus dem Beruf ausgestiegen sind, sind die Zielgruppe der kostenlosen Beratung „Wiedereinstieg in den Beruf“am Mittwochabend im Tuttlinger Rathaus gewesen. Sieben Anmeldungen dafür gab es. „Das ist ein super Wert“, findet Maria-Tiziana Ferrante von der Wirtschaftsförderung der Stadt angesichts der nur kurzen Bewerbungsphase der Veranstaltung.
Den Anstoß hatte die Tuttlinger Initiative DonauDocs gegeben. Ärztemangel ist ein großes Thema – gerade in der ländlichen Region. Laut Sabine Jumpertz, Kardiologin und Ansprechpartnerin für die DonauDocs, sind zwischen fünf und sieben Prozent der Ärzte, die nach ihrer Approbation (staatliche Zulassung zur Berufsausübung als Arzt, Zahnarzt, und Psychotherapeut) bei der Ärztekammer Südbaden gelistet sind, nicht in ihrem Beruf tätig. Da klaffe eine gewisse Lücke – doch vor allem stelle diese Zahl ein großes Potenzial dar. Zumal sich in den vergangenen Jahren vieles im Arztberuf geändert habe.
Jumpertz spricht dabei die Möglichkeit an, die Ausbildung in Teilzeit zu machen und bei Nacht- und Wochenenddiensten auf familiäre Verpflichtungen Rücksicht zu nehmen. Dennoch: „Die Hürde ist hoch, wenn man jahrelang aus dem Beruf draußen war. Man hat das Gefühl, gar nichts mehr zu wissen“, erklärt Jumpertz.
Ein erster Schritt von vielen stellte die Veranstaltung zum Wiedereinstieg dar. So hat sich zum Beispiel eine 50-jährige Frau aus Tuttlingen angesprochen gefühlt, die vor Jahrzehnten aus ihrem erlernten Beruf ausgestiegen ist. Aus ganz klassischen Gründen: Kinder wurden geboren, Mitte, Ende der 1990er-Jahre war das Betreuungsangebot für Kinder alles andere als ausgereift. Oft wurde die klassische Rollenverteilung gewählt: die Frau blieb zu Hause, der Mann arbeitete Vollzeit.
Tatsächlich standen die Ansprechpartner der Wiedereinstiegsberatung auch über medizinische Berufe hinaus zur Verfügung. „Der Facharbeitermangel betrifft ja auch alle anderen Bereiche“, erklärte Maria-Tiziana Ferrante. Und: „Wir fragen uns in jedem Einzelfall, welche Anstrengungen wir unternehmen können“, fasst Silvia Kimmich-Bantle von der Agentur für Arbeit die Möglichkeiten ihrer Behörde zusammen. Das könne ein Coaching oder Bewerbungstraining sein, auch zur Stärkung des Selbstwertgefühls des Kunden. „Beratung ist da sehr wichtig.“Zudem verweist Kimmich-Bantle auf einen Eingliederungszuschuss, der zum Beispiel an eine Klinik bezahlt werden kann, wenn ein Wiedereinsteiger zunächst nur in Teilzeit zurückkehren will. Fortbildung speziell für Ärzte Die Bezirksärztekammer Nordbaden hat ein Fortbildungsseminar „Wiedereinstieg in den Arztberuf“aufgelegt, das von A wie Allgemeinmedizin bis U wie Urologie alle Fachgebiete umfasst. „Wir machen das seit numehr 19 Jahren“, so Dorothee Müller-Müll von der Ärztekammer. Die Kammer unterstütze auch, wenn die Hürde zu hoch sei, so gebe es zum Beispiel die Möglichkeit finanzieller Förderung. Wer nach einer Pause seinen erlernten oder einen anderen Beruf ergreifen möchte, kann sich an Wiedereinstiegsberater der Agentur für Arbeit wenden: RottweilVillingen-Schwenningen@arbeitsagentur.de, oder an Maria-Tiziana Ferrante in der Tuttlinger Stadtverwaltung: maria-tiziana.ferrante@tuttlingen.de