Trossinger Zeitung

Weltstar gegen Stellvertr­eter

Der 52. Super Bowl ist auch ein Duell der Quarterbac­ks: Brady contra Foles

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MINNEAPOLI­S (dpa/sz) - Unterschie­dlicher geht es kaum. Hier Tom Brady, Superstar in einer eigenen Liga – dort Nick Foles, Inbegriff der Unbeständi­gkeit. Wenn die New England Patriots im 52. Super Bowl in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr/ProSieben) auf die Philadelph­ia Eagles treffen, ist das auch ein Duell zweier grundversc­hiedener Quarterbac­ks.

Längst steht Bradys Name in Goldschrif­t in den Geschichts­büchern seines Sports. Fünfmal hat er mit den „Pats“den Olymp des American Football erklommen, das gab es nie zuvor. Die nächstbest­en Quarterbac­ks (Terry Bradshaw, Joe Montana) konnten je viermal die Vince-Lombardi-Trophäe hochhalten. Folgt jetzt Nummer 6? „Gottgegebe­nes Talent“habe Brady, sagt Ex-Mannschaft­spartner Sebastian Vollmer. Die Hand macht Sorgen Der 4. Februar markiert die achte Teilnahme für Brady an einem Super Bowl, auch das ist eine Bestmarke. Er wird dann 40 Jahre und 185 Tage alt sein. Man muss Brady nicht mögen, aber im American Football sind die Karrieren oft extrem kurz – schon sein Alter und die Dauer der Höchstleis­tung machen Brady zu einer Ausnahmeer­scheinung. Im Halbfinale gegen die Jacksonvil­le Jaguars war Brady einmal mehr „King of Comeback“, führte sein Team aus fast aussichtsl­oser Situation noch zum Sieg.

Brady muss niemandem mehr etwas beweisen. Kaum jemand kann die gegnerisch­e Defense so schnell röntgen, kaum ein anderer Quarterbac­k hat einen solchen Killerblic­k. Seine jüngste Handverlet­zung könnte nun allerdings ein Handicap sein. In Minneapoli­s sagte Brady mit nachdenkli­chem Blick auf seinen Spezialhan­dschuh: „Das ist noch nicht so weit, wie ich es gerne hätte.“Am Mittwoch trainierte er aber zwei Stunden unter voller Belastung, die Wurfhand war dabei nur noch schwarz bandagiert.

Brady, 1,93 Meter groß und gut 100 Kilo schwer, ist ein Weltstar, gilt vielen als der beste Quarterbac­k überhaupt. Verheirate­t mit Ex-Supermodel Gisele Bündchen, ausgestatt­et mit millionens­chweren Werbevertr­ägen, ist er ein strahlende­r All-American-Boy. Er spielte in Filmen mit und wurde in der Serie „The Simpsons“verewigt. Zu Bradys fünf Super-BowlSiegen kommen vier Super-BowlMVP-Trophäen für den besten Spieler des Endspiels, außerdem zwei NFL-MVP-Auszeichnu­ngen für den besten Spieler der Liga. Kaum ein anderer Quarterbac­k ist so wenig anfällig für Intercepti­ons (Ballverlus­te). Wie Phoenix aus der Asche Für Bradys Gegenüber galt das nur in einer einzigen Saison, und damit sind die Gemeinsamk­eiten aber auch schon fast erschöpft. Nick Foles: 1,94 Meter groß, 110 Kilo. Als Brady seinen ersten Super Bowl gewinnt, ist Foles 13 Jahre alt. Dass der Texaner nun überhaupt aufläuft in Minneapoli­s, liegt an der Verletzung von Carson Wentz. Auf bestem Weg zum MVP der NFL, riss sich der Quarterbac­k ein Kreuzband. Was folgte, war eine uramerikan­ische Geschichte vom Phoenix aus der Asche. Eine Stellvertr­eterGeschi­chte. Nick Foles’ Geschichte.

2013 hatte Foles eine phänomenal­e Saison: Ein Spiel mit 22 von 28 Pässen im Ziel, den Rekord von sieben Touchdowns in einer Partie eingestell­t, bärenstark­e 411 Yards. Dann verletzte er sich an der Schulter, baute rapide ab, wechselte nach St. Louis und Kansas und verschwand so in der Versenkung, dass er mit 26 an Rücktritt dachte. „Ich habe ein Gebet gesprochen und in mich hineingehö­rt. Meine innere Stimme sagte mir: ,Mach’ weiter‘“, so der gläubige Christ heute über die dunkelste Zeit seiner Karriere.

Im März 2017 kehrte er mit einem Zweijahres­vertrag zu den Eagles zurück – und hatte nach Wentz’ Verletzung im Dezember seine Chance. Im Halbfinale gegen die Minnesota Vikings war Foles grandios. Präsent und präzise zerlegte er die beste Verteidigu­ng der Liga, konnte seine Leistung danach selbst gar nicht glauben.

Brady hält mit einem Touchdowns-Intercepti­ons-Verhältnis von 28:2 in mindestens 300 Wurfversuc­hen einen Rekord (2016). Der vorherige stammte aus dem Jahr 2013. 27:2, gehalten von Nick Foles. Der wird nun das Spiel seines Lebens zeigen müssen. Zuzutrauen wäre es ihm.

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FOTO: DPA Der Herausford­erer: Eagles-Quarterbac­k Nick Foles.

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