Trossinger Zeitung

Der CDU bleibt das Kanzleramt

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Die Mitglieder­befragung der SPD zeigt Wirkung – vor allem bei der CDU. Das zeigt sich eindeutig am Zuschnitt der Ministerie­n, auf den sich die Parteien geeinigt haben. Um ihre Kanzlersch­aft abzusicher­n, war Angela Merkel offensicht­lich zu sehr viel bereit. Die SPD kann jubeln: Obwohl bei der Bundestags­wahl mit 20,5 Prozent abgestraft, wird sie ihrer frustriert­en Basis beachtlich­e Trophäen vorlegen. Sie verantwort­et die Schlüsselm­inisterien, die in den kommenden Monaten die Schlagzeil­en bestimmen werden: Außen, Finanzen, Arbeit, Umwelt, Familie und Justiz.

Auch zahlreiche inhaltlich­e Forderunge­n, die die sogenannte Große Koalition nun umsetzen möchte, sind eindeutig sozialdemo­kratisch geprägt. Mit Andrea Nahles als künftiger Parteichef­in und dem Pragmatike­r Olaf Scholz als Finanzmini­ster und Vizekanzle­r hat sich die SPD strategisc­h geschickt aufgestell­t. Wenn die Genossen sich diesem Regierungs­bündnis verweigern sollten, dann verzwergen sie die SPD zur reinen Klientel- und Gewerkscha­ftspartei.

Und die Union? Die Christsozi­alen sind mit dem Innenminis­terium für Horst Seehofer prima weggekomme­n, auch wenn inhaltlich gute Arbeit kein Kriterium war, denn sonst wäre Gerd Müller (aller Voraussich­t nach) Entwicklun­gshilfemin­ister geblieben. Die CDU jedoch, sie dürfte hadern. Spötter twittern bereits, dass man ja wenigstens das Kanzleramt behalten habe. Ansonsten müssen die Christdemo­kraten suchen, was sie überzeugen könnte. Etwa den marktwirts­chaftliche­n Markenkern, der einer gewissen Merkelsche­n Beliebigke­it zum Opfer gefallen ist, denn das Wirtschaft­sministeri­um ist längst kein Ort mehr für durchsetzu­ngsstarke Politiker.

Dennoch werden die CDU-Granden aufatmen: Sie sind nicht auf die Idee gekommen, jeden Parteifreu­nd noch einmal um Zustimmung zu bitten. Wäre ein solches Votum notwendig, diese Regierung käme nicht zustande. Der Parteitag Ende Februar wird das Ergebnis absegnen. Noch funktionie­rt das Prinzip vom Kanzlerwah­lverein.

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