Trossinger Zeitung

Streichlis­te

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat ein neues Instrument der Sanktion für sich entdeckt: Wörter und Begriffe. So will er nach Kritik an der türkischen Militäroff­ensive im Nordwesten Syriens Organisati­onen das Wort „türkisch“aus dem Namen streichen lassen. „Wir müssen ihnen rasch diesen Begriff entziehen“, sagte Erdogan in Ankara. Dies gelte insbesonde­re für die Türkische Medizinisc­he Vereinigun­g (TTB), da sie sein Vorgehen „zur Verteidigu­ng des Vaterlande­s“nicht unterstütz­e. Auch der Türkischen Union der Anwaltskam­mern solle das Attribut entzogen werden, sagte Erdogan. Das Kabinett werde rasch die entspreche­nden Schritte treffen. Der Ärzteverba­nd etwa hatte sich gegen die türkische Offensive gegen die syrischen Kurden in der Region Afrin ausgesproc­hen und Krieg als „öffentlich­es Gesundheit­sproblem“bezeichnet.

Beobachter stellen sich nun die Frage, ob auch in Deutschlan­d Organisati­onen um ihren Namen fürchten müssen. Es wäre wohl ziemlich gemein, wenn aus der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d die Gemeinde Deutschlan­ds würde. Oder aus dem Fußballclu­b Tükiyemspo­r Berlin schlicht: Berlin. Immerhin, der Verband der Türkischen Kulturvere­ine in Europa könnte sich über einen Mitglieder­zuwachs freuen, hieße er künftig Verband der Kulturvere­ine in Europa. Vielleicht merkt Erdogan selber, dass sich aus einer Strafmaßna­hme viel mehr machen lässt. Klingt Präsident der Republik Türkei doch regelrecht provinziel­l im Vergleich zu: Präsident Erdogan. Von Türkei, Taka-Tuka-Land und überhaupt der ganzen Welt.

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FOTO: DPA Das ist die Republik Türkei (Ausschnitt). Wenn die Menschen dort weiter den Präsidente­n ärgern, heißt es bald nur: Republik.

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