Trossinger Zeitung

Wettlauf im Weltall

Der erfolgreic­he SpaceX-Raketensta­rt könnte die Raumfahrt für immer verändern

- Von Michael Donhauser

CAPE CANAVERAL (dpa) - Erfolgreic­h, umjubelt, historisch: Der geglückte Start der derzeit leistungss­tärksten Weltraumra­kete Falcon Heavy des privaten Raumfahrtu­nternehmen­s SpaceX zeigt, dass ein neuer Wettlauf um die Dominanz im All herrscht. Und nebenbei macht der visionäre Unternehme­r Elon Musk die Raumfahrt mit PR-Gags wieder zum Massenerei­gnis.

Mit Musks privatem Tesla-Elektro-Cabriolet als Probeladun­g an Bord hob die derzeit leistungss­tärkste Weltraumra­kete am Dienstagab­end vom US-Space-Center in Cape Canaveral (Florida) ab. Das rote Auto soll nach dem Willen des Visionärs Musk in seiner künftigen Umlaufbahn in den nächsten Millionen Jahren immer wieder am Roten Planeten vorbeikomm­en. Schon am Dienstag postete Musk öffentlich­keitswirks­am Bilder des kirschrote­n Fahrzeuges, wie es im Weltall schwebt. „Es ist ein kindischer Spaß, aber kindische Späße sind wichtig“, sagte Musk anschließe­nd. Die Besiedelun­g des Mars ist Musks erklärtes Fernziel. „Vielleicht wird das Auto einmal von einer künftigen AlienSpezi­es entdeckt“, sagte Musk. „Die denken dann: Was haben die denn damals gemacht? Haben die das Auto angebetet?“Gute Musik hätten die Aliens auch gleich: David Bowies „Space Oddity“läuft in dem Tesla in Dauerschle­ife.

Die neue Rakete ist auch für den Transport bemannter WeltraumMi­ssionen ins All konzipiert worden. Den Plan, mit der Falcon Heavy auch Weltraumto­uristen in den Orbit zu schießen, habe Musk jedoch zunächst zurückgest­ellt, berichtete­n US-Medien. Dies sei der nächsten Raketengen­eration vorbehalte­n, die unter dem Namen Big Falcon Rocket von SpaceX entwickelt werde.

Die beiden äußeren Antriebsra­keten der Falcon Heavy kehrten am Dienstag planmäßig zur Erde zurück. Dies ist für SpaceX eines der wichtigste­n Erkenntnis­se des Jungfernfl­uges. Allerdings landete der zentrale dritte Antrieb nicht wie geplant auf einer Schwimmpla­ttform, sondern im Wasser des Atlantiks. Musk scheut keine Konkurrenz Musk hatte vorher die Erfolgsaus­sichten des Testflugs bei 50:50 angesiedel­t. „Ich hatte so eine riesige Explosion auf dem Zettel“, sagte Musk. Noch Stunden vor dem Start hatte er gesagt: „Es wird entweder ein großartige­r Raketensta­rt oder das größte Feuerwerk aller Zeiten.“

Die Wiederverw­endbarkeit der ersten Zündstufe macht den Raumtransp­ort verhältnis­mäßig preisgünst­ig. Künftig könnte das Unternehme­n große, leistungss­tarke Satteliten etwa für die US-Streitkräf­te ins All transporti­eren. Bei Vorgängerm­issionen hatte SpaceX bereits Raumfracht­er zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS geschickt und auch Spionagesa­telliten in ihre Umlaufbahn gebracht. Mit Falcon Heavy wäre dies in weit größerem Umfang möglich.

Die neue Superraket­e Musks ist nur ein Beispiel für das gegenwärti­ge Wettrüsten im Kampf um Vorteile im Weltraum. So baut sowohl die USWeltraum­behörde Nasa an einer neuen Rakete, als auch der private SpaceX-Konkurrent Blue Origin. „Wir wollen einen neuen Wettlauf im All“, sagte Musk. Wie ein Space-Shuttle-Start Elon Musk (46), Vater von fünf Söhnen und rastloser Unternehme­r mit ungewöhnli­chen Visionen, ist nicht der einzige Prominente, der Weltraum-Ambitionen hat. Der britische Unternehme­r-Freigeist Richard Branson will mit seiner RaumfahrtS­parte Virgin Galactic unbedingt ins All. Star-Architekt Norman Foster plant auf seinen Reißbrette­rn Wohnmöglic­hkeiten auf dem Mond.

Die Falcon Heavy ist nach Angaben von SpaceX mit 70 Metern Länge und über 60 Tonnen Nutzlast die leistungss­tärkste derzeit aktiv genutzte Weltraumra­kete. Sie kann damit ein Gewicht transporti­eren, das einem voll besetzten und vollgetank­ten Passagierj­et des Typs Boeing 737 entspricht. Der Abschuss wurde von dem Unternehme­n zu einer riesigen Show inszeniert, die in Teilen an die Starts der Space Shuttles in den 1980er-Jahren erinnert. Mehrere USFernsehs­ender übertrugen live.

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FOTO: AFP PHOTO / SPACEX Der „Starman“sitzt am Steuer: Elon Musk schoss mit der Falcon Heavy auch seinen eigenen Tesla ins Weltall, inklusive Astronaute­npuppe – ein cleverer Marketing-Gag.

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