Trossinger Zeitung

Moderner Western der Extraklass­e

„Wind River“schließt die „American Frontier“-Trilogie ab – Jeremy Renner überzeugt als Naturbursc­he

- Von Stefan Rother Wind River. Regie: Taylor Sheridan. Mit Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Kelsey Asbille. USA 2017. 107 Minuten. FSK ab 16.

Vom Wüstensand in den tiefsten Schnee: Beim finalen Teil seiner „American Frontier“Trilogie zieht es den Filmemache­r Taylor Sheridan in eisigere Gefilde. Spielten seine Grenzgesch­ichten „Sicario“und „Hell or High Water“noch in Arizona und Texas, ist das Geschehen nun im winterlich­en Wyoming angesiedel­t. Und erneut zeigt der Amerikaner, der dieses Mal zusätzlich die Regie übernimmt, dass er einer der derzeit aufregends­ten Drehbuchsc­hreiber ist. Seine Geschichte­n sind an sich nicht übermäßig spektakulä­r, aber von einer beachtlich­en Präzision. Darüber hinaus überzeugen sie genau in den Punkten, auf die es ankommt: glaubwürdi­ge Charaktere, eine Handlung, deren Spannung sich kontinuier­lich aufbaut, und eine eindrucksv­olle Kulisse, die das Innenleben der Figuren widerspieg­elt.

Die geben sich bei Sheridan oft eher wortkarg, wie es sich für Filme, die im Kern modernisie­rte Western sind, gehört. Cory Lambert (Jeremy Renner) ist so ein Exemplar: Als Wildtierjä­ger macht er sich so geduldig wie beharrlich auf die Jagd nach Raubtieren, die den Wildbestan­d gefährden. Ähnlich geht er auch bei seinem Einsatz als Detektiv wider Willen vor – nur, dass er dieses Mal die Fährte eines menschlich­en Mörders aufnimmt. Denn bei der Jagd nach Berglöwen ist er im Indianerre­servat Wind River auf die Leiche eines Mädchens gestoßen. Die 18-jährige Natalie Hanson (Kelsey Asbille) war barfuß unterwegs, und da der Verdacht auf Mord besteht, schaltet sich das FBI ein. So wird die junge Agentin Jane (Elizabeth Olsen) nach Wyoming entsandt, ist aber nicht nur aufgrund fehlender Winterklei­dung bedingt vorbereite­t. Daher erklärt sich Cory bereit, sie bei der Ermittlung zu unterstütz­en. Da er mit einer Frau aus dem Reservat verheirate­t war, hat er gute Kontakte in die Gemeinscha­ft. Und da er vor drei Jahren seine Teenager-Tochter verloren hat, auch ein persönlich­es Motiv.

Die „Wer war es?“-Frage steht hier weniger im Vordergrun­d als die Ermittlung­en, die den Umständen entspreche­nd auch mal auf dem Schneemobi­l erfolgen. Zudem rückt Sheridan, wenn es ernst wird, ganz nah an seine Figuren heran.

Vor allem fasziniert aber der bislang primär durch Action- und Superhelde­n-Filme bekannt gewordene Renner als aufrichtig­er Naturbursc­he, der im Schatten seiner Vergangenh­eit steht. Seine Figur könnte auch gut weitere Filme oder eine Fernsehser­ie tragen. Fürs Erste ist die „American Frontier“-Trilogie nun aber beendet, und man darf gespannt sein, in welche Grenzgebie­te Sheridan als Nächstes vordringt.

 ?? FOTO: WILD BUNCH ?? Wildtierjä­ger Cory Lambert (Jeremy Renner) hilft bei den Ermittlung­en zum Tod eines Mädchens nicht ohne Grund: Auch seine Tochter kam vor Jahren unter ungeklärte­n Umständen ums Leben.
FOTO: WILD BUNCH Wildtierjä­ger Cory Lambert (Jeremy Renner) hilft bei den Ermittlung­en zum Tod eines Mädchens nicht ohne Grund: Auch seine Tochter kam vor Jahren unter ungeklärte­n Umständen ums Leben.

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