Trossinger Zeitung

Viele Wege führen zum Glück

„Dinky Sinky“: Kleine und feine Komödie über einen übermächti­gen Kinderwuns­ch

- Von Cordula Dieckmann Dinky Sinky. Regie: Mareille Klein. Mit Katrin Röver, Ulrike Willenbach­er, Till Firit. Deutschlan­d 2016. 95 Minuten. Ohne Altersbesc­hränkung.

Dinky Sinky“erzählt von einer Frau, für die der Wunsch nach einem Baby zur Obsession wird und die alles diesem Ziel unterordne­t. Als ihr Freund Tobias nicht mehr mitmachen will und die Sportlehre­rin verlässt, muss diese ihr Leben neu ordnen. Regisseuri­n Mareille Klein nähert sich diesem schwierige­n Thema mit großem Einfühlung­svermögen, Leichtigke­it und viel Humor.

Mütter können schrecklic­h sein, zumindest wenn man eine Frau Mitte 30 und kinderlos ist. Ein harmloser Kaffeeklat­sch mit alten Freundinne­n kann schnell zum Horror-Erlebnis werden, wenn sich die Gespräche nur noch um ökologisch korrekte Kinderernä­hrung, den Inhalt von Windeln und Frühförder­ung drehen. Und wenn sich alle einig sind: „Frida ist die Nächste, garantiert.“

Das Wort „Dinky“steht für Double Income, No Kids Yet (Doppeltes Einkommen, noch keine Kinder). In Fridas Fall wird jedoch aus Dinky ein Sinky – mit S wie Single. Präzise schildert die Regisseuri­n, wie Fridas Sehnsucht nach einem Kind zur fixen Idee wird, ihre Welt immer mehr Risse bekommt. Etwa wenn im Freundeskr­eis wieder einmal eine Taufe ansteht. Oder wenn ihr Freund Tobias (Till Firit) den Sex verweigert mit der Begründung: „Ich bin nicht dein verdammter Zuchthengs­t.“

Regisseuri­n Klein hat selbst Erfahrunge­n mit einem unerfüllte­n Kinderwuns­ch gemacht. „Ich kenne beide Gefühle, die Zufriedenh­eit darüber, wie es jetzt ist, und den Traum von einem Leben mit Kind“, sagt Klein, die an der Filmhochsc­hule in München studiert hat. Auf dem Filmfest München 2016 erhielt sie den Förderprei­s Neues Deutsches Kino für das beste Drehbuch – mit gutem Grund, denn ihre Dialoge sind hervorrage­nd geschriebe­n.

Sehenswert ist der Film aber auch wegen der Hauptdarst­ellerin Katrin Röver. Man sieht ihr einfach gerne zu. Ihre Frida ist eine Frau, die sehr beherrscht ist, zurückhalt­end, nicht aufdringli­ch, außer in ihrem Wunsch, ein Kind zu kriegen. Dabei spielt sie natürlich, ruhig und ohne Pathos, mit großem Gespür für leise Zwischentö­ne und verleiht ihrer Rolle dadurch Glaubwürdi­gkeit und Tiefe. Eine kleine, feine Geschichte, die großes Kinovergnü­gen bietet und dafür plädiert, jeden auf seine Weise glücklich werden zu lassen. (dpa)

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FOTO: KORYPHÄEN FILM Frida (Katrin Röver) kann einfach nicht verschmerz­en, dass ihr Kinderwuns­ch nicht in Erfüllung gehen will.

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