Tote bei Erdbeben in Taiwan
Am schwersten betroffen ist Hualien an der Ostküste – Menschen werden noch vermisst
TAIPEH (dpa) - Hochhäuser neigen sich gefährlich zur Seite, andere Gebäude sind komplett zerstört: Mehrere schwere Beben an der Ostküste Taiwans haben besonders die Stadt Hualien schwer getroffen. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben, 262 Menschen wurden verletzt. 63 Menschen galten am Abend noch als vermisst.
Verschüttete Menschen, schrägstehende Hochhäuser, aufgerissene Straßen: Zunächst gab es ein Erdbeben der Stärke 6,0 in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (23.50 Uhr Ortszeit), am Mittwochabend bebte die Erde erneut in Hualien. Das Helmholtz-Zentrum in Potsdam gab die Stärke dieses zweiten Bebens mit 5,6 an.
Staatspräsidentin Tsai Ing-wen verschaffte sich am Mittwoch vor Ort einen Eindruck von den Rettungsarbeiten. Die Suche nach Verschütteten werde unermüdlich weitergehen, sagte sie.
Die Beben ereigneten sich etwa 18 Kilometer nördlich der am stärksten betroffenen Stadt Hualien in einer Tiefe von lediglich zehn Kilometern, wie die Zentrale Wetterbehörde Taiwans mitteilte. Die Beben hatten sich schon seit Tagen angekündigt, es gab zudem mehrere starke Nachbeben. Zum Teil mussten die Rettungsarbeiten deshalb gestoppt werden.
Viele der Vermissten gehören zu Bewohnern des Yun Cui Building in Hualien. Das zwölfstöckige Wohnhaus neigte sich gefährlich zur Seite, weil die untersten Etagen eingestürzt sind. Rettungskräfte versuchten, das Haus mit Stahlträgern zu stützen. Bis zum Abend war noch unklar, wie viele der im Gebäude registrierten Menschen zum Unglückszeitpunkt tatsächlich da waren und wie viele es nach draußen geschafft haben. Auch ein weiteres Hotel drohte einzustürzen. Rettungskräfte brachten 116 Menschen aus einem elfstöckigen Gebäude in Sicherheit.
Auch 31 Ausländer erlitten während des Bebens leichte Verletzungen, wie das Außenministerium bekannt gab. Angaben zu den Nationalitäten gab es zunächst nicht. Taiwans Regierung bedankte sich am Abend bei der internationalen Gemeinschaft für die Anteilnahme unter anderem aus Japan, den USA und der Europäischen Union. Papst Franziskus sprach den Menschen in Taiwan sein Beileid aus.
Premierminister Lai Ching-te sagte eine Soforthilfe der Regierung von 300 Millionen Taiwan-Dollar (gut acht Millionen Euro) für die Bewohner von Hualien zu.
Die gesamte Serie von Erdbeben, die am 4. Februar mit einem Erdstoß der Stärke 5,8 begonnen habe, sei die stärkste, die die Region jemals erfasst habe, so die nationale Wetterbehörde. „Dies ist ohne Beispiel und eine nicht normale Freisetzung von Energie“, sagte Chen Kuo-chang, der bei der Behörde für die Seismologische Abteilung zuständig ist.
In der Nähe von Taiwan treffen zwei tektonische Platten aufeinander, auf der Insel bebt immer wieder die Erde. Bei einem Erdstoß der Stärke 6,4 waren im Februar 2016 in Taiwan 115 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Hochhäuser waren eingestürzt. Die Behörden machten Pfusch am Bau und nicht eingehaltene Vorschriften zum Erdbebenschutz mitverantwortlich. Ein Beben der Stärke 7,3 erschütterte Taiwan im September 1999. Damals starben dort mehr als 2400 Menschen.