Kreis plant Buch und Schau zur Migration
Arbeitszuwanderung seit dem Zweiten Weltkrieg soll aufgearbeitet werden
TUTTLINGEN - Das Landratsamt in Tuttlingen möchte sich in einem Projekt mit der Zuwanderung in den Landkreis vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die heutige Zeit befassen. Dazu sind ein Buch, eine digitale Aufbereitung, eine Ausstellung im Foyer des Landratsamts, die auch in den Rathäusern im Kreis gezeigt werden kann, und ein Film angedacht. Eine Veranstaltungsreihe zum Thema Heimat soll das Projekt in diesem Jahr ergänzen. Der Verwaltungsund Finanzausschuss des Kreistags gab dazu in seiner Sitzung am Mittwochnachmittag ohne Aussprache sein einstimmiges Plazet.
Wenn man aktuell über die Zuwanderung spreche, dann sei dies laut Landrat Stefan Bär von den vergangenen drei Jahren geprägt, in denen zahlreiche Flüchtlinge aus Asien, Afrika und dem Balkan nach Deutschland kamen. Doch das sei eine reduzierte und einseitige Betrachtung. Bär erinnerte in der Sitzung an die Heimatvertriebenen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, an Spätaussiedler nach dem Fall des Eisernen Vorhangs oder die Gastarbeiter: „Die zugewanderten Menschen haben das gesellschaftliche Bild verändert“, sagte Bär. An frühere Publikation andocken Kreisarchivar Hans-Joachim Schuster wolle laut Bär den Fokus auf die Arbeitsmigration in den industriestarken Landkreis legen. Das Ziel sei es, alle Facetten dieser Zuwanderung zu beleuchten. „Das ist ein spannendes Thema“, betonte Bär, der schon mit Unternehmen gesprochen haben, die das Projekt begrüßen würden. Schließlich würden sie ihren wirtschaftlichen Erfolg auch den zugewanderten Menschen verdanken.
Die Publikation wird laut der Sitzungsunterlage rund 280 Seiten umfassen: „Neben einem historischen Rückblick finden sich Beiträge über die Integration der verschiedenen Zuwanderungsgruppen im gesamten Kreisgebiet“, heißt es dort. Doch nicht nur Historiker kommen in dem Werk zu Wort. Auch Autoren aus der Verwaltung, aus der Politik oder der Wirtschaft leisten einen Beitrag. Synergieeffekte aus einer früheren Publikation zum Thema „Migration 1949 bis 2009 – Geschichten von Mitbürgern aus Spaichingen und Umgebung“sollen genutzt werden.
Die Ausstellung soll in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres stattfinden. Als Objekte sollen Erinnerungsstücke von Migranten der unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen ausgestellt werden. Sie sollen mit der Auswanderung, der Flucht oder der Integration inhaltlich verbunden werden. Kostenpunkt: 24 000 Euro Die Kosten belaufen sich auf rund 24 000 Euro, allein für das Buch rechnet der Landkreis mit Kosten in Höhe von 10 000 Euro. Der Film ist in der Berechnung noch nicht aufgeführt. Ein Teil der Kosten kann durch vorhandene Mittel im Kreishaushalt abgedeckt werden. 12 000 Euro müssten in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt werden. Ob das aber notwendig wird, das ist nicht sicher. Denn: Landrat Bär möchte auf Unternehmen zugehen und diese für eine Unterstützung gewinnen.