Schemengericht verhandelt brisante Fälle
Landrat Stefan Bär und Frank Walter müssen sich heute vor den Narren verantworten
TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Einen unterhaltsamen Nachmittag dürfte es heute in Möhringen bei der Schemengerichtsverhandlung geben, die tradtionell um 14.01 Uhr im Rathausgang des Möhringer Rathauses beginnt. Es stehen in diesem Jahr wieder zwei brisante Fälle auf der Tagesordnung, deren Vergehen geahndet und verhandelt werden sollen.
Zum einen ist Landrat Stefan Bär angeklagt. Anklagepunkt ist die Fischtreppe, die in Möhringen bei der Espenbrücke neu angelegt wurde und es möglich macht, dass die Fische von Tuttlingen nach Möhringen kommen, was aber nicht gewünscht sei. Zum anderen ist der Möhringer Städtlefestpräsident Frank Walter angeklagt, der aufgrund der mehrfachen Verlegung des diesjährigen Städtlefests alle durcheinander gebracht habe, so dass die Möhringer letztlich gar nicht mehr wussten, wann denn nun wirklich das Städtlefest stattfinden soll. Er wurde vorgeladen, so die Anklageschrift „weil der ällbott d’Vorei mit dä Städtelfeschttermin besswillig konfus gmacht hät“. Das konnte das Möhringer Schemengericht so nicht hinnehmen und lud ihn kurzerhand für die diesjährige Verhandlung vor.
Beide Angeklagten für die heutige Schemengerichtssitzung waren bei den Vorladungen überrascht und konnten zunächst nicht so ganz nachvollziehen, was sie denn eigentlich falsch gemacht haben, denn sie fühlten sich, so waren sie sich einig, eindeutig unschuldig. Ganz anders sahen das natürlich die Richter und der Büttel des Möhringer Schemengerichts, denen sehr wohl klar war, dass diese beiden unbedingt bei der diesjährigen Verhandlung am schmotzigen Dunstig vorzuladen waren. Einen Freispspruch hat es noch nie gegeben Die beiden „Missetäter“wollen heute bei der Verhandlung die Sache wieder ins rechte Licht rücken und so einen Freispruch erwirken. Dies dürfte jedoch nicht so ganz gelingen, da das Möhringer Schemengericht noch nie einen Angeklagten freigesprochen hat. Allenfalls fiel mal das Strafmaß etwas milder aus als ursprünglich vorgesehen. Schon jetzt ist jedenfalls sicher, dass die Verhandlungen am heutigen Mittag interessant werden dürfen, da bislang völlig unklar ist, wie die Angeklagten sich verteidigen und aus der Affäre ziehen wollen.
Das Möhringer Schemengericht geht gemäß der Zimmerschen Chronik auf das Jahr 1549 zurück. Seit mehreren Jahrzehnten gehören die Verhandlungen wieder zum festen Bestandteil der Möhringer Fasnet. Sie finden im Gang des Möhringer Rathauses statt, der immer bis auf den letzten Platz gefüllt ist, so dass etliche Besucher sogar stehen müssen.