Die Narren strahlen – auch ohne Sonne
Sonntagsumzug krönt das bunte Treiben in Schwenningen – 90 Jahre Zunft gefeiert
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Ein passendes Geburtstagsgeschenk zum 90-jährigen Bestehen hat sich die Schwenninger Narrenzunft im Grunde selber geliefert: Der große Umzug am Fasnetsonntag bildete den unbestrittenen Höhepunkt der hohen Tage.
Zuerst schneite, dann regnete es immer wieder: Das Wetter war am Sonntagnachmittag nicht auf der Seite der Narren. Und doch zauberten fast 60 Fasnetsgruppen mitsamt 4000 Hästrägern einen bunten Umzug durch die Schwenninger Innenstadt. Die zahlreichen Zuschauer trotzten der Kälte und zeigten sich angetan von den unterschiedlichsten Hexen, Geistern und Weißnarren, die mit ihnen allerhand Schabernack trieben.
Der neue Umzugsorganisator der Schwenninger Narrenzunft, Florian Radlinger, hatte bei seiner Premiere einen gelungen Teilnehmermix aus Zünften, Kapellen und Guggenmusiken zusammengestellt. Unter den Augen von mehreren Vertretern aus Kommunal- und Landespolitik auf der Ehrentribüne zogen sowohl Fasnetsgruppen aus der näheren Umgebung, als auch von weiter weg vorbei.
Rund zehn neue Zünfte waren mit dabei, unter anderem der Fasnetclub Unterjesingen bei Tübingen, der mit mehreren Untergruppen gekommen war. Deren Narrenfigur stellt einen Weinbauern dar, denn in Unterjesingen wird seit mehreren Jahrhunderten Wein angebaut. Kein Wunder, dass auch eine Männerhexe zum Club gehört, die im Weinberg ihr Unwesen treibt – am Sonntag tat sie es zwischen Bürk-, Kirch- und Alleenstraße.
Mit Rätsche, großem Wagen, Kessel oder Peitsche ausgestattet waren auch diverse andere Zünfte, die bei Groß und Klein für Aufsehen sorgten. Hier gab es Guzle oder Blumen, dort einen kräftigen Schlag mit einer Saublase. Manch einer durfte auch, wie bei den Haiberger Bättlblätz aus Heidenstadt, auf einem Holzbalken Platz nehmen und wurde kräftig durchgeschüttelt. Die Hexenzunft Villingen zog kurzerhand OB Rupert Kubon sowie Landrat Sven Hinterseh mit auf ihren Wagen.
Beliebt bei den Gästen am Straßenrand war auch die Narrenzunft Gerstensack aus Gottmadingen, die seit 1874 besteht und deren Traditionsfigur die sogenannte Gerstensackschnägge ist. Ihr Narrenrat nämlich schenkte fleißig selbstgebrautes Zunftbier aus. Der Narrenverein Kamelia Tengen hat in diesem Jahr ebenfalls Grund zum Feiern, nämlich das 125-jährige Bestehen. Ursprünglich als reiner Männerverein gegründet, geht die Namensgebung auf die Kolonialisierung Afrikas zurück.
Natürlich durfte in Schwenningen auch ein Kamel als Fasnetsfigur nicht fehlen. Egal ob Spielmannszug der Glonki Gilde Villingen, der Musikverein Weilersbach, die Trachtenkapelle Kappel oder der Musik- und Trachtenverein Neuhausen: Auch die musikalischen Einlagen kamen an diesem Nachmittag nicht zu kurz. Den würdevollen Abschluss bildete die Narrenzunft Schwenningen mit ihren zahlreichen Teilnehmern, vom Hansel bis zum Fanfarenzug. Alle waren sich mit Umzugssprecher Volker Müller einig: Für einen gelungenen Umzug muss nicht unbedingt die Sonne scheinen.