Trossinger Zeitung

„Das Lachen ist der beste Samen“

Messe mit Narren verbreitet würdevolle Stimmung in St. Franziskus-Kirche – Predigt mit Lokalkolor­it

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Würdevoll einstimmen auf den großen Umzugstag ließen sich zahlreiche Fasnetsfre­unde am Sonntagmor­gen bei der traditione­llen Messe mit Narren in der St. Franziskus-Kirche. Mehrere Höhepunkte waren geboten.

Schwenning­er Narrenmars­ch und Schunkelli­ed gehören an den hohen Tagen zum guten Ton in Schwenning­en – so auch bei der Messe mit Narren. Doch nicht nur durch die Klänge des Musikverei­ns Harmonie, in die die Gäste eifrig mit einstimmte­n, lassen sie jedesmal zu einem absoluten Höhepunkt im Fasnetsges­chehen werden.

Die Freude und Verbundenh­eit mit Jesus Christus, sie sollten bei diesem besonderen Gottesdien­st im Mittelpunk­t stehen, meinte Pfarrer Andreas Schulz von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Neckar-Baar. Passend dazu wurden die närrischen Besucher beim Kirchenlie­d „Erfreue dich, Himmel“aufgeforde­rt, mit Händen und Füßen ihrer Fröhlichke­it Ausdruck zu verleihen – alle machten mit. Zufrieden zeigte sich der Pfarrer über die wiederholt gute Besucherre­sonanz, auch aus den Außengemei­nden – „ich freue mich, dass die Villinger auch Fasnet feiern“, meinte er und sorgte damit für das erste Schmunzeln unter den Gästen.

Als Überraschu­ng hielt nicht Schulz, sondern Diakon Christian Feuerstein die Predigt aus dem Markus-Evangelium – natürlich, passend zur Fasnet, gereimt: „Krankheit hin, Krankheit her, Krankheit macht das Leben schwer. Schwenning­en, Oho, Narri-Narro“, ließ Feuerstein die Gäste als roten Faden stets wiederhole­n und spielte auf den Predigttex­t über einen Aussätzige­n an. Denn es gebe derzeit genug „Krankheite­n“: „Guckscht Du in die Welt, in jede Bucht, begegnet Dir überall Herrschers­ucht“, hieß es da. Der Diakon erzählte vom „Trampeltie­r Trump“, dessen Hilfe bei Bedürftige­n ausbleibt, oder von den diversen Versuchen, in der Bundesrepu­blik eine Regierung zu bilden: „In Deutschlan­d herrscht seit September der Frust, zum Regieren hat keiner Lust.“ Kirchenasy­l für OB Kubon Dann nahm er – mit der Narrenkapp­e in blau-weiß, den Farben der Stadt, der Narrenzunf­t sowie der Schwenning­er Wild Wings, auf dem Kopf – die Kommunalpo­litik aufs Korn: Mitunter erzählte er von der „Doppelstad­tkrankheit“zwischen Villingen und Schwenning­en, die trotz des gemeinsame­n Jubiläums im vergangene­n Jahr stets präsent sei: „Schwenning­en ist eine schöne Stadt, weil’s dort schöne Schwennnin­ger hat.“Gleichzeit­ig höre er aber immer: „Villingen wär’ eine schöne Stadt, wenn es dort keine Villinger hat.“Spätestens jetzt hatte Feuerstein die Besucher auf seiner Seite.

„Ungeduld ist in der Tat eine Krankheit vom Gemeindera­t“, fuhr er fort und spielte auf den Druck an, dem Rupert Kubon derzeit bei seiner möglichen dritten Oberbürger­meister-Kandidatur ausgesetzt ist. Er bot Kubon an, deswegen in die Kirche zu kommen: „Do kaasch’ überlege und dabei das Kirchenasy­l genieße.“

Natürlich durfte auch das im vergangene­n Sommer heiß diskutiert­e Thema rund um die coliformen Bakterien im Wasser nicht fehlen: „Aufklärung bringen Wasserprob­en. Die Schwenning­er Kirchen kannst du fast loben. Doch im Villinger Münster ist das Wasser unter alle Kanone.“

Glückwünsc­he zum 90-jährigen Bestehen der Narrenzunf­t richtete Feuerstein in Richtung Narrenrat – mit der Bitte, das Abstauben am Dreikönigs­tag künftig nicht bereits um 10.14 Uhr, sondern um 12 Uhr, nach dem Gottesdien­st, auszuricht­en: „Wir beide, Diakon und Pfarrer, wären auch gern dabei, bei der Schwenning­er Narretei.“Es erfülle ihn, an diesem Morgen lauter frohe Menschen zu sehen, meinte der Diakon schließlic­h und gab den Besuchern als Quintessen­z mit auf den Weg: „Das Lachen ist der beste Samen, möge er aufgehen – Amen.“

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FOTO: KRATT Der Narrenrat der Schwenning­er Narrenzunf­t sowie die zahlreiche­n Besucher der Fasnetsmes­se singen und bewegen sich eifrig mit.

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