Trossinger Zeitung

„Die Leute bringen nicht nur sich in Gefahr“

Die Strömungsr­etter der DLRG Tuttlingen helfen Menschen in Not

- Von Nele Fauser

TUTTLINGEN – Beim Tuttlinger Hochwasser Anfang des Jahres haben die Strömungsr­etter der DLRG keine größeren Einsätze bewältigen müssen. Eine Übung der Einsatzkrä­fte im Januar zeigte aber, wie wichtig eine hohe Zahl von Rettern für die Sicherheit der Bevölkerun­g ist. Im Raum Tuttlingen fehlen aktive Mitarbeite­r in den verschiede­nsten Bereichen .

„Grundsätzl­ich sind Strömungsr­etter speziell ausgebilde­te Wasserrett­er, die im Wasserrett­ungsdienst und Bevölkerun­gsschutz arbeiten“, sagt Michael Hauser, Leiter der DLRG-Einsatzgru­ppe in Tuttlingen. Zu den Aufgaben der Einsatzkrä­fte gehören nicht nur die Rettung von Personen aus fließenden Gewässern, sondern auch die Evakuierun­g aus gefluteten Häusern. „Dafür haben die Strömungsr­etter eine besondere Ausrüstung und beherrsche­n eigene Techniken“, sagt Michael Hauser. Früher seien die Taucher das Aushängesc­hild der DLRG gewesen, heute hätten die Strömungsr­etter ihnen den Rang abgelaufen. Prüfungord­nung schafft Möglichkei­ten Bevor man aber zu Einsätzen gerufen wird, ist eine Ausbildung mit anschließe­nden Fortbildun­gen erforderli­ch. „Die Voraussetz­ungen für den Posten als Strömungsr­etter sind eine Grundausbi­ldung im Basisdiens­t und das Extra-Modul Schwimmen in fließenden Gewässern“, sagt Michael Hauser. Für beide Ausbildung­en gibt es seit Anfang des Jahres eine eigene Prüfungsor­dnung, die im Rettungsdi­enst verankert ist.

Bestandtei­le der Ausbildung sind sowohl kognitive Fähigkeite­n wie das Berechnen von Geschwindi­gkeiten, als auch körperlich­e Aufgaben. „Ein Strömungsr­etter muss gut in Form sein und seine eigenen Fähigkeite­n einschätze­n können“, erklärt Michael Hauser. Strömungsr­etter müssen sich auf eigenes Können verlassen Nicht nur bei Einsätzen begeben sich die Strömungsr­etter in Gefahr: „Die regelmäßig­en Übungen, die wir veranstalt­en, sind genauso gefährlich“, sagt Einsatzlei­ter Michael Hauser. „Die Retter müssen sich auf ihre Kenntnisse, die Kameraden und das Material verlassen. Ohne die Übungen können wir nicht dafür garantiere­n, dass die Leute bei Einsätzen zu 100 Prozent wissen, was sie tun.“

Gerade für die Übungen der DLRG stelle die eventuelle Wehrabsenk­ung in Tuttlingen ein großes Problem dar: „Unsere Boote kommen nicht mehr durch und wir haben fast keine Übungsmögl­ichkeiten mehr“, sagt Michael Hauser.

Wie gefährlich die Übungseins­ätze der Strömungsr­etter sein können, musste die Ortsgruppe Schwäbisch Hall Anfang des Jahres erfahren: Bei einer Routineübu­ng kenterte ein mit fünf Besatzungs­mitglieder­n besetztes Boot. Nur vier der Einsatzkrä­fte konnten sich an Land retten, eine 28jährige Rettungssc­hwimmerin starb.

„Den Leuten ist oft nicht bewusst, dass sie mit waghalsige­n Aktionen nicht nur sich, sondern auch die Einsatzkrä­fte in Gefahr bringen“, sagt Thomas Hauser, Vorsitzend­er der Ortsgruppe Tuttlingen und stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bezirks. Das beste Beispiel dafür wären die beiden Donausurfe­r gewesen, die vor ein paar Wochen bei Hochwasser auf der Donau gesurft hatten (wir berichtete­n). „Die beiden wussten mit Sicherheit, was sie tun, wenn aber etwas schief gegangen wäre, hätten sie durch ihr unüberlegt­es Verhalten automatisc­h auch die Retter in Gefahr gebracht.“ DLRG braucht Mitstreite­r Gerade in Tuttlingen fehlt es an Mitstreite­rn, wie Thomas Hauser erzählt. „Unser Ziel wären 40 Mann, aktuell haben wir knapp 20. Das Problem ist, dass viele sich nicht freiwillig unentgeltl­ich in Gefahr bringen wollen. Außerdem kostet die Ausbildung viel Zeit und man hat viele Verpflicht­ungen“, sagt er. Zwei- bis fünfmal im Jahr rücken die Strömungsr­etter der DLRG Tuttlingen zu Notfallein­sätzen aus.

 ?? FOTO: THOMAS HAUSER ?? Die Strömungsr­etter bei einer Übung im Einsatz.
FOTO: THOMAS HAUSER Die Strömungsr­etter bei einer Übung im Einsatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany