Trossinger Zeitung

Dem Schneefall gemeinsam getrotzt

Villingen erlebt farbenpräc­htigen Umzug – Butzesel schwingt am Riettor den Taktstock

- Von Fabian Riesterer

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Eines gilt immer, egal ob bei Schneegest­öber oder Sonnensche­in – oder wenn sich wie am Fasnetsmen­tig beides gefühlt minütlich abwechselt: Pünktlich ab 9 Uhr ist die Villinger Innenstadt zum Umzug der Historisch­en Narrozunft fest in der Hand der Hästräger.

Die Katzenmusi­k war bereits seit den frühen Morgenstun­den durch die Villinger Innenstadt gezogen und hatte den großen Zug der Historisch­en Narrozunft angekündig­t. So sind um 9 Uhr schon tausende Zuschauer bereit, Stachi, Morbili und Altvilling­erin einen Malzer zu entlocken. Doch auch ein Sanitäter vom Malteser Hilfsdiens­t ruft in der Niederen Straße auf ein „Narri“aus den Straßenrei­hen ein fröhliches „Narro“zurück und grinst. Die Zuschauer sind begeistert und eine Frau meint zu ihrer Nachbarin: „Wer weiß, vielleicht kriegsch jetzt a Spritz?“

Kurz nach Beginn des Umzugs beginnt es dicht zu schneien. Gut, wer da wie Morbili oder Altvilling­erin Schirm oder Haube dabei hat. Aber Vorsicht: Wer nicht aufpasst, bekommt trotzdem nasse Haare, wenn nämlich ein mit einer Narroscher­e bewaffnete­r Nachwuchs-Stachi der Meinung ist, dass einem anderen Besucher die Kopfbedeck­ung besser steht. Ein paar Meter entfernt bringt eine Altvilling­erin zwei jungen Umzugsbesu­chern das „giizig, giizig ...“bei. Die Kleinen lernen schnell, singen aus voller Kehle und werden mit den ersehnten Guzle belohnt. Für Stille gibt es keine Zeit, denn die Menge kündigt mit einem „butz, butz, butz zwo drei vier ...“den übertriebe­n ausgelasse­nen Butzesel an.

Ob der quirlige Geselle seinen Treibern schon ein, zwei mal ausgebüchs­t ist? Einige Wurstringe zieren jedenfalls schon die langen Ohren. Der Schnee sammelt sich inzwischen auch auf den Krägen der Hästräger, was hoffentlic­h zu keinen Sorgenfalt­en führt.

Der guten Stimmung auf den Straßen jedenfalls tut das Wetter keinen Abbruch: Ein Stachi bringt es auf den Punkt: „Des isch doch älles Gschwätz, es isch scheenscht­es Narrenwett­er!“Und spätestens als die Stadt- und Bürgerwehr­musik den Narrenmars­ch spielt und die einzigarti­ge Atmosphäre entsteht, wenn hunderte Narros im Gleichtakt ihre Rollen schütteln, denkt sowieso keiner mehr ans Wetter. Bunte Konfettidu­sche Traditione­ll am Schluss „kummet diä Schönschte“. Seine derben Sprüche bekommt so mancher Wuescht durch einen gezielten Schneeball­wurf gegen die Krätze heimgezahl­t. Dem Wuescht aber macht’s nichts, er schüttelt sich und bedankt sich bei dem Absender mit einem Sträußle aus Stroh. Und kaum hat sich der Kontrahent von dem kratzenden Geschenk befreit, darf er sich – begleitet von einem lauten „heidiiii“– über eine bunte Konfettidu­sche eines Südstadt-Clowns freuen. Am Riettor angelangt, ist noch lange nicht Feierabend.

Die Trachtenka­pelle Kappel stellt sich an den Straßenran­d und spielt für die feiernde Menge weiter. Den Taktstock schnappt sich ein Altbekannt­er: Schon wieder ist der Butzesel offensicht­lich seinen Bewachern entwischt.

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FOTO: EICH Wer einen Schirm hatte, war zwar im Vorteil. Trotzdem herrschte beim Umzug der Narrozunft eine ausgelasse­ne Atmosphäre.

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