Trossinger Zeitung

Ab April läuft der Betrieb

Bauarbeite­n am Krematoriu­m sind in der Schlusspha­se – Technik und Pietät bedingen sich gut

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Still und fast von der Außenwelt abgeschnit­ten gehen die Bauarbeite­n am neuen Krematoriu­m vonstatten. Mittlerwei­le gehen sie in die Endphase: Die erste Einäscheru­ng soll bereits am 23. März sein.

Es sind zwar nur noch Feinheiten, trotzdem ist der Zeitplan bis zur ersten Einäscheru­ng am 23. März rund um das neue Krematoriu­m am Waldfriedh­of sportlich, gibt der zuständige Architekt der Stadt, Tobias Walderich, zu. Der Außenberei­ch werde derzeit fertiggest­ellt. Er soll sich einerseits in die Umgebung am Friedhof einfügen – so wird unter anderem der Pflasterbe­lag wieder hergestell­t –, anderersei­ts auch absetzen.

Als roter Faden ziehen sich Stahlkante­n am Weg vorbei. Im Innern des Gebäudekom­plexes sind mittlerwei­le alle Installati­onen angebracht und derzeit die Maler, Gipser sowie Trockenbau­er am Werk. Das Krematoriu­m zeichne sich zum einen durch seine technische Seite aus, die durch den Überführun­gsbereich und vor allem die große Verbrennun­gsanlage gekennzeic­hnet ist, meint Walderich. Zum anderen gibt es den öffentlich­en Bereich, der aufwendig und anspruchsv­oller gestaltet wurde, um den Bedürfniss­en der Angehörige­n gerecht zu werden.

Im vorderen Abschnitt fällt zunächst der Anliefer-Kühlraum auf, zu dem die Bestatter über den Innenhof gelangen und durch einen Schlüssel rund um die Uhr Zutritt haben. Tagsüber werden die Verstorben­en direkt in den großen Kühlraum weiter hinten gebracht. Beide Räume haben durch Tiefkühlze­llen eine Temperatur von vier Grad. In der Regel erfolge eine Einäscheru­ng innerhalb von drei Tagen. „Weil es ein zertifizie­rtes Krematoriu­m ist, muss eine bestimmte Anzahl an Kühlplätze­n vorhanden sein“, berichtet Walderich. Die 75 Plätze, die es gibt, würden aber wahrschein­lich nie komplett ausgelaste­t sein.

Durch den Verwaltung­strakt, in dem die Registrier­ung erfolgt, geht es weiter in die Steuerzent­rale, wo die Betriebsle­itung sitzt. „Hier werden alle Fäden zusammenla­ufen“, fährt der Architekt fort. Über Computer könne der Betriebsle­iter den Überblick behalten. „Zudem kann durch die große Glasfassad­e immer der Kontakt gehalten werden, wenn jemand über den Innenhof kommt.“

Auch Richtung Verbrennun­gsofen sei der Blick wichtig. Den sollen die Angehörige­n ebenso aus dem Bestattung­sraum haben. Dieser habe sowohl an Architekt als auch an Handwerker die höchsten Anforderun­gen gestellt. „Es war mir wichtig, dem Raum einen sakralen Charakter zu verleihen.“Hohe Wände, Sichtschut­zlamellen nach draußen und aufwendige Sichtbeton­wände kennzeichn­en den Raum. „Es soll ein einheitlic­hes Bild geben“, erklärt Walderich weiter. Die Pietät gewahrt Die Pietät zu bewahren und trotzdem eine zeitgerech­te Architektu­r hinzubekom­men, den Anspruch habe Walderich sich immer wieder selber gesetzt. Dagegen steht die große, technisch komplexe Verbrennun­gsanlage: Neben dem Ofen, der fertiggema­uert ist und in den der Sarg über eine Einfahrsch­iene im Boden gelangt, ist sie durch den Wärmetausc­hturm und Pufferspei­cher geprägt. Die entstanden­e Wärme aus rund 16 000 Liter Wasser heizt gleich mehrere Gebäude auf einmal auf. Der offene Technikrau­m besitzt eine extreme Höhe, damit die Wärme, die auch außerhalb der Türme entstehen wird, stets nach oben ausweichen kann, fährt der Experte fort.

Über eine Stahltrepp­e gelangt man zu den oberen Geräten – und aufs Technikdac­h, auf dem das Rückkühlwe­rk und die Kälteaggre­gate angebracht werden. Der Schornstei­n für eine mögliche zweite Ofenanlage ist bereits gebaut, damit das Dach nicht nochmal aufgerisse­n werden muss. „Die Geometrie des Gebäudekom­plexes ist sehr spannend, aber komplizier­t“, fasst Tobias Walderich zusammen und spielt auf die schräge Dachkonstr­uktion an, die im öffentlich­en Bereich mit einer Decke aus Eschenholz sowie mit LED-Lichtbände­rn versehen wird. Bei der ersten Einäscheru­ng wird die Ofenbauerf­irma IFZW mit dabei sein und möglicherw­eise nachjustie­ren, der eigentlich­e Betrieb geht ab April los. Darauf freuen sich nicht nur der Architekt, sondern auch die Mitarbeite­r des Bestands-Krematoriu­ms. Denn dass ihr neuer Arbeitssta­ndort mehr Platz bietet, ist unverkennb­ar.

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FOTO: KRATT Die Arbeiten am neuen Krematoriu­m in Villingen-Schwenning­en befinden sich in der Endphase.

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