Trossinger Zeitung

Horst Walter zieht sich zurück

Horst Walter hat zum letzten Mal den Umzug und den Zunftmeist­erempfang moderiert – Kenner der Durchhause­ner Fasnet

- Von Sabine Felker-Henn

Der beliebte Durchhause­ner hat seine letzte Fasnet moderiert.

DURCHHAUSE­N - Horst Walter und Durchhause­n, diese beiden Begriffe gehören einfach zusammen. Und das, obwohl er ein „Neigschmec­kter“ist, wie er selbst gerne mit einem Augenzwink­ern sagt. Am Fasnetsdie­nstag hat er nun, ganz nebenbei, seinen Rückzug aus der Fasnet bekannt gegeben.

„Ich beende meine Fasnetskar­riere“, stellte Horst Walter beim Zunftmeist­erempfang am Dienstag fest und ließ gar keine Chance zu Widerspruc­h, sondern nahm die Anwesenden mit auf einen Rückblick in die vergangene­n Jahrzehnte der Durchhause­ner Fasnet.

Im Jahr 1929 gab es demnach bei der Fasnet „Minus 30 Grad Kälte und viel Schnaps“. Die Feier sei privat organisier­t worden und doch lag diesem Anfang der berühmte Zauber inne, denn von da an war die Fasnet in Durchhause­n nicht mehr aufzuhalte­n. Der Hemdglonke­rumzug hat sich 1935 in Durchhause­n etabliert. Horst Walter hat sogar die erste Narrenzeit­ung von 1939 in seinem Fundus. Die Narren, so der Durchhause­ner, hätten sich auch nicht vom NS-Regime aufhalten lassen. Narrenzeit­ung erscheint wieder vier Jahre nach Kriegsende Zwar sei mit Ausbruch des Krieges erst mal Schluss mit der Fasnet gewesen, doch schon 1949 erschien die nächste Narrenzeit­ung. Der Schmuck im „Stehle“, stamme noch aus der damaligen Zeit, scherzte Horst Walter beim Zunftmeist­erempfang und riet: „Geht sorgsam damit um.“

Die Fasnet in Durchhause­n erlebte in dieser Zeit ein kurzes Wiederauff­lammen, doch schon 1953 zog der vorerst letzte Umzug durch das Dorf. Lediglich die Hemdglonke­rumzüge konnten sich halten. „Trotzdem war Durchhause­n für viele Auswärtige immer das erste Ziel an Fasnet“, weiß Walter zu berichten. „Gerade aus dem evangelisc­hen Trossingen, wo Fasnet kaum eine Rolle spielte, kamen viele zu uns zum Feiern.“

Die Durchhause­ner Narrenzunf­t Lupfenhans­ele gründete sich 1972, und im gleichen Jahr tagte auch schon das erste grobgünsti­ge Narrengeri­cht. In der Regel sitzt der Bürgermeis­ter auf der Anklageban­k. „Schon bevor die allgemeine Fasnetswel­le über das Land schwappte, war Durchhause­n ein Narrendorf“, so Walter.

Das ist es auch geblieben, auch und besonders, weil Horst Walter sich über Jahrzehnte für deren Gedeih einsetzte. Nun aber, schon weit im Rentenalte­r, will er die Fasnet nur noch als Besucher feiern, nicht als Organisato­r in der ersten Reihe.

Als er am Dienstag den Umzug gemeinsam mit Walter Flemming (der die Narren auch Jahrzehnte­lang als Busfahrer zu ihren Terminen gefahren hat) moderierte, verabschie­dete er sich am Ende ganz unauffälli­g. „Wir hören aus Altersgrün­den auf. Wir sehen nicht mehr so recht, wer da unten läuft.“

So gekonnt er Fasnetsred­en hält und die Bütt mit Bravour beherrscht, so wenig sucht Horst Walter jenseits dieser Rolle das Scheinwerf­erlicht. Diese Mischung aus Engagement und dem Einsatz für die Sache ist es, die ihm solch großen Respekt bei allen Beteiligte­n eingebrach­t hat.

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 ?? ARCHIVFOTO: ANDREA UTZ ?? Horst Walter war und ist in Durchhause­n vielfältig engagiert – neben der Narrenzunf­t zum Beispiel auch im Radfahrver­ein.
ARCHIVFOTO: ANDREA UTZ Horst Walter war und ist in Durchhause­n vielfältig engagiert – neben der Narrenzunf­t zum Beispiel auch im Radfahrver­ein.
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