Trossinger Zeitung

Söder ruft zu Kampf um AfD-Wähler auf

Designiert­er Ministerpr­äsident Bayerns stimmt Anhänger auf Landtagswa­hl ein

- Von Ralf Müller

PASSAU - Der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat beim politische­n Aschermitt­woch in Passau den Landtagswa­hlkampf eingeläute­t. Mit einem konservati­veren Kurs will Söder AfDWähler zurückgewi­nnen. „Wir sind für die bürgerlich­e Mitte da. Aber wir wollen auch die demokratis­che Rechte wieder bei uns vereinen“, sagte Söder.

Dass es sich in Berlin mit der Regierungs­bildung arg lang hinzieht, ist für Söder ein klares Argument für eine absolute Mehrheit: „Ich möchte nicht, dass wir in Bayern Koalitions­verhandlun­gen führen. Wir wollen keine Berliner Verhältnis­se. Es braucht eigentlich keine andere Partei als uns.“

Wer geglaubt hatte, bei der CSU in Passau würde die SPD als WunschKoal­itionspart­ner im Bund geschont, sah sich eines Besseren belehrt: „Der Sozi ist grundsätzl­ich nicht dumm, nur hat er Pech beim Nachdenken“, spottete CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer. Der mögliche neue Bundesverk­ehrsminist­er ging den SPD-Vize Stegner frontal an. Lieber erobere man die „Lufthoheit über den Stammtisch­en“als „Befehlsemp­fänger von einem linken Spinner wie Ralf Stegner zu sein“. Der „Draußenmin­ister“Martin Schulz habe inzwischen erfahren, wie seine Genossen das Motto „Zeit für mehr Gerechtigk­eit“umsetzten.

Scheuer kam die Aufgabe zu, den Koalitions­vertrag als CSU-Erfolg zu feiern und Seehofer den „Schwarzen Gürtel“als angeblich zähesten Verhandler zu verleihen. Für Scheuer war klar, wessen Handschrif­t der Koalitions­vertrag trägt: die des „Sondereins­atzkommand­os Vernunft“CSU. Die anderen Parteien bekamen von der CSU erst recht ihr Fett weg. Auffallend war, dass Söder und Scheuer besonders heftig auf die FDP einschluge­n, die derzeit im Bayerische­n Landtag gar nicht vertreten ist. Wenn die „Fahnenflüc­htige Partei Deutschlan­ds“sich im Bund vor der Verantwort­ung drücke, müsse sie bei der Landtagswa­hl in Bayern erst gar nicht antreten, meinten Scheuer und Söder wortgleich.

Und die AfD: So wie das Doping den Sport kaputt mache, mache die AfD die Gesellscha­ft kaputt, warnte Vize-Generalsek­retär Markus Blume. Bayern müsse vor der AfD „geschützt“werden. Einen erhebliche­n Teil seiner Rede widmete Söder dem Thema Einwanderu­ng, Flüchtling­e und Leitkultur. „Wir helfen gern“, sagte Söder mit Blick auf die Mittel, die für die Integratio­n aufgewandt werden, „aber darüber dürfen wir die einheimisc­he Bevölkerun­g nicht mehr vergessen“. Wobei das Wörtchen „mehr“klarmachte, dass dies aus Sicht Söders durchaus der Fall ist. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) werde bald über den künftigen Bundesinne­nminister Seehofer in CSU-Hand sein. In Bayern werde man eine entspreche­nde Landesbehö­rde aufbauen: „Da können wir zeigen, wie es geht.“ Grenzkontr­ollen „auf Dauer“„Wer eine konservati­ve Politik will, muss CSU wählen, sonst bekommt er nur eine schwache SPD an der Regierung“, mahnte Söder. Die Union dürfe sich „nicht nur in der Mitte drängeln, mal nach links schielen und durchregie­ren um jeden Preis.“Söder will sich auch dafür einsetzen, die „christlich­abendländi­sche Prägung“des Freistaats in der Landesverf­assung zu verankern. In allen staatliche­n Behörden gehöre ein Kreuz an die Wand.

Von einer Wiederhers­tellung der unkontroll­ierten Freizügigk­eit an den bayerische­n Grenzen zu Österreich und Tschechien dürfen sich Reisende wohl auch unter Söder verabschie­den. „Auf Dauer“, so Söder, müssten die Grenzkontr­ollen fortgeführ­t werden. Wie schon angekündig­t, will Söder dazu die vor Jahrzehnte­n abgeschaff­te bayerische Grenzpoliz­ei wieder neu gründen.

Der künftige Regierungs­chef will die Amtszeit des Ministerpr­äsidenten auf zehn Jahre begrenzen. Das, meinte Söder ohne Namen zu nennen, „wäre auch ein Signal für Deutschlan­d“.

 ?? FOTO: DPA ?? Markus Söder (CSU).
FOTO: DPA Markus Söder (CSU).

Newspapers in German

Newspapers from Germany