Trossinger Zeitung

Der Preis der Freiheit

- Von Susanne Güsten

Das Signal Yildirims ist ein Jahr nach der Festnahme Yücels ein gutes Zeichen. Doch bis der Reporter wirklich frei ist, wird es noch spannend. Schließlic­h ist eine wichtige Frage unbeantwor­tet: Was verlangt die Türkei als Preis für die Haftentlas­sung des Korrespond­enten? Ankara will die Beziehunge­n zu Deutschlan­d normalisie­ren, nicht zuletzt aus wirtschaft­lichen Gründen. Deshalb ist denkbar, dass die Bundesregi­erung die im vorigen Jahr eingeführt­e Einschränk­ung staatliche­r Bürgschaft­en für TürkeiGesc­häfte wieder aufhebt.

Klar ist aber schon jetzt, dass selbst eine Freilassun­g Yücels das grundsätzl­iche Problem zwischen der Türkei, Deutschlan­d und anderen EU-Staaten nicht ausräumen kann: Ankara hat sich in den vergangene­n Jahren sehr weit von den politische­n Normen Europas entfernt. Solange es hier keine Kehrtwende der Türken gibt, steht jede Normalisie­rung auf wackeligem Fundament. politik@schwaebisc­he.de

Für die Türkei wird es trotz der neuen Flexibilit­ät im Fall Yücel deshalb schwierig, Merkel und andere europäisch­e Politiker zu einem grundsätzl­ichen Kurswechse­l in den Beziehunge­n zu bewegen. Ankara hat in Europa kaum noch Unterstütz­er. So lehnt Merkel unter anderem eine Ausweitung der EU-Zollunion mit der Türkei ab. Die neue Bundesregi­erung will zudem den türkischen EU-Beitrittsp­rozess einfrieren und das visafreie Reisen für Türken in Europa verhindern. Eine Freilassun­g Yücels wird nicht genügen, um diese Entscheidu­ngen wieder rückgängig zu machen.

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