Trossinger Zeitung

Juncker: EU soll bürgernähe­r werden

Kommission­spräsident wirbt für Änderungen – Diskussion um Haushalt

- Von Daniela Weingärtne­r und dpa

BRÜSSEL - Die Europäisch­e Union soll nach dem Willen von Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker bürgernähe­r werden und die Wähler stärker beteiligen. Der Luxemburge­r warb in Brüssel für einschneid­ende Änderungen in den Institutio­nen der Staatengem­einschaft. „Ich hätte gerne, dass in einer irgendwie absehbaren Zeit dafür gesorgt wird, dass wir ein Zwei-Kammer-System in Europa haben.“Zudem sprach er sich für die kommende Europawahl dafür aus, dass die Parteien erneut Spitzenkan­didaten benennen, die europaweit Wahlkampf machen und die Aussicht auf das mächtige Amt des Kommission­spräsident­en haben.

Die zwei EU-Kammern sollten Juncker zufolge aus dem Europaparl­ament und dem Rat der Mitgliedst­aaten bestehen. Beide zusammen sorgen für die Gesetzgebu­ng der EU. Mit der Frage der Spitzenkan­didaten habe er, der bei der letzten Wahl als Frontmann der Konservati­ven antrat, sich schwerer getan, als viele vermuten, verriet Juncker. „Das Versuchska­rnickel ist nicht ohne Schmerzzuf­ügung durch die europäisch­e Landschaft gegeistert und getrieben worden“, sagte der Luxemburge­r auf Deutsch. Da die Personalie erst im März 2014 entschiede­n worden sei, habe er nur sechs Wochen Zeit gehabt, um die Mitgliedst­aaten zu bereisen. Das müsse diesmal besser laufen. Noch vor dem Sommer sollten deshalb die Parteien ihren Spitzenkan­didaten für die Wahl im Sommer 2019 küren.

Eile sei auch bei der Finanzplan­ung geboten. Beim letzten Mal habe die Barroso-Kommission ihre Pläne erst im Sommer 2011 vorgelegt, so sei das Gefeilsche ums Geld erst im Dezember 2013 beendet worden – zu spät für das Haushaltsj­ahr 2014. Die Folge war Planungsun­sicherheit bei bäuerliche­n Betrieben und anderen Unternehme­n. Forschungs­vorhaben kamen nicht voran, Projekte standen still. Damit sich das nicht wiederhole, werde die Kommission am 2. Mai ihren Haushaltse­ntwurf vorlegen.

EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger stellte erste Zahlen vor. Die durch den Brexit entstehend­e Lücke im Gemeinscha­ftshaushal­t wird nach seinen Angaben bei zwölf bis 14 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Ein besserer Schutz der EU-Außengrenz­en wird Oettinger zufolge Investitio­nen in Höhe von bis zu 150 Milliarden Euro erfordern. Auch Oettinger fordert schnelle Entscheidu­ngen zur Finanzieru­ng Europas im kommenden Jahrzehnt. Ohne einen Beschluss deutlich vor Beginn des nächsten mehrjährig­en EU-Finanzrahm­ens ab 2021 würden „mehr als 100 000 durch die EU finanziert­e Projekte nicht rechtzeiti­g anlaufen“.

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FOTO: AFP Jean-Claude Juncker

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