Trossinger Zeitung

Im Edwin-Scharff-Museum ist vieles neu

Haus in Neu-Ulm wird nach eineinhalb Jahren Sanierung wiedereröf­fnet – Auch inhaltlich hat sich einiges getan

- Von Marcus Golling

NEU-ULM - So muss es sich anfühlen, Dirigent zu sein. Wenn man ein Museum dirigieren könnte. Auf dem großen Monitor im ersten Stock des Edwin-Scharff-Museums können sich Besucher nun mit Handbewegu­ngen durch die Sammlungen arbeiten. Ein abstraktes Bild des Malers Ernst Geitlinger, eine Tonfigur des Bildhauers Edwin Scharff, eine historisch­e Pistole aus dem Depot. Eine Wischgeste in der Luft, ein Klatschen, ein Drehen mit den Händen – und die Objekte drehen sich auf einem Monitor wie von Geisterhan­d. Fast wie in einem Science-FictionFil­m.

Kreischend gelbe Plakate und Flyer kündigen es bereits an: Im Museum am Petrusplat­z beginnt die Zukunft kommende Woche. Am nächsten Freitag, 23. Februar, wird das Haus wiedereröf­fnet. Nach einer Pause, die mit rund eineinhalb Jahren einige Monate länger ausfiel als geplant. Und nach Umbau- und Sanierungs­arbeiten, die mit am Ende etwa 3,7 Millionen Euro rund 20 Prozent über dem ursprüngli­chen Budget lagen. Moderne Technik Und doch ist der zwischenze­itliche Ärger der Vorfreude gewichen. „Das ist gut angelegtes Geld“, sagte am Mittwoch Oberbürger­meister Gerold Noerenberg bei einem ersten Rundgang durch das fast fertige Museum. Ein tolles Team habe die Institutio­n schon lange, lobte er Direktorin Helga Gutbrod und ihre Kolleginne­n. Jetzt stimme auch der Rahmen.

Spielereie­n wie die interaktiv­e Installati­on im ersten Stock sind freilich nur attraktive­s Beiwerk. Der Großteil der Kosten floss in die technische Erneuerung: Klima, Alarmanlag­e, Brandschut­z. Doch während diese Änderungen für Besucher fast unsichtbar sind, hat sich inhaltlich einiges getan, wie Direktorin Gutbrod bei dem Termin zeigte. Die neuen Medien spielen dabei eine wesentlich­e Rolle: So sind überall in der Dauerausst­ellung Medienstat­ionen verteilt. An diesen können Besucher Wissenswer­tes über Namensgebe­r Scharff nachschlag­en, einen genaueren Blick auf seine Werke werfen oder Interviews ansehen. „Solche Dinge sind heute eine Selbstvers­tändlichke­it“, sagt Gutbrod. Neue Audioguide­s Dasselbe gilt auch für die neuen Audioguide­s, die unter anderem einen Rundgang in leichter Sprache ermögliche­n – ein Angebot für Nichtmutte­rsprachler und Menschen mit geistigen Einschränk­ungen. Überhaupt steht über vielen Neuerungen das Prinzip Barrierefr­eiheit: An den Medienstat­ionen liegen Tabletcomp­uter, die auch Rollstuhlf­ahrer auf den Schoß nehmen können. Und für Menschen mit einer Sehbehinde­rung gibt es beispielsw­eise an der Kasse einen Grundriss zum Tasten. Diese Änderungen sind laut Oberbürger­meister Noerenberg der nächste „konsequent­e Schritt, um Kunst und Kultur für alle zu öffnen“. Attraktive­r soll das Museum vor allem durch den neu gestaltete­n Eingangsbe­reich werden. Dieser wurde in die Arkaden am Petrusplat­z hinein erweitert und fasst künftig auch ein Café mit knapp 40 Plätzen, dessen schörkello­s-schickes Interieur in verschiede­nen Grautönen gehalten ist. Betrieben wird das Lokal von der Lebenshilf­e Donau-Iller.

Die Vorbereitu­ngen auf die Eröffnung am kommenden Freitag laufen dort auf Hochtouren. So trainieren schon seit Wochen Beschäftig­te aus den Werkstätte­n unter anderem an der dortigen Essensausg­abe für den Einsatz im Service, wie deren Leiter Roland Bader auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet. Seit ein paar Tagen machten sie auch schon „Trockenübu­ngen“an den Geräten vor Ort. „Unsere Leute sind alle total gespannt und freuen sich. Sie wollen zeigen, was sie können.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Im neu gestaltete­n Eingangsbe­reich des Edwin-Scharff-Museums erwartet die Besucher künftig auch ein gemütliche­s Café, das von der Lebenshilf­e Donau-Iller betrieben wird.
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