Trossinger Zeitung

Poet im Schatten der dänischen Königin

Der dänische Prinz Henrik ist im Alter von 83 Jahren gestorben

- Von Theresa Münch

KOPENHAGEN (dpa) - Die Dänen und Prinz Henrik, das war keine Liebe auf den ersten Blick. Der Gemahl von Königin Margrethe II. war eben kein kühler Skandinavi­er, sondern ein französisc­her Lebemann, liebte das Savoir-vivre, gutes Essen und Wein. Mit Genuss ließen sich die Medien im Norden deshalb jahrzehnte­lang über den Prinzen aus dem Süden aus: holpriges Dänisch, Liebesgedi­chte über einen Dackel und angeblich eigentlich schwul. „Er wurde wirklich gemobbt wie kein anderer“, gab der frühere Hof-Reporter Bodil Cath einmal zu.

Prinz Henrik jedoch ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Und das imponierte den Dänen schließlic­h doch – so sehr, dass sie ihn zuletzt richtig ins Herz schlossen. Nun ist Prinz Henrik, der wohl französisc­hste Däne, am Dienstagab­end im Alter von 83 Jahren gestorben, wie das Königshaus mitteilte. Künstler und Weinliebha­ber Graf Henri Marie Jean André de Laborde de Monpezat tritt 1967 in das Leben der Dänen. Die Hochzeit mit der damaligen Kronprinze­ssin Margrethe macht ihn zu Prinz Henrik. Er tauscht die Weinhänge seiner Heimat gegen den raueren Norden. „Der Start war ziemlich schwierig“, gab er einmal in einem Interview zu. „Denn es ging ja nicht nur um den Wechsel von einem Land ins andere. Sondern auch um den Wechsel der Religion, des Namens, der Sprache, der Art zu denken, des Klimas. Das alles änderte sich, und zwar für immer.“

Plötzlich heißt Henri Henrik – zumindest öffentlich. Ob auch Königin Margrethe ihn so nannte, ist nicht bekannt. In London lernen sich die beiden kennen, wo Henri als Diplomat für die Botschaft arbeitet. Zuvor studiert er Jura in Paris und lernt sowohl Chinesisch als auch Vietnamesi­sch. Nach Vietnam, wo er die ersten fünf Jahre seines Lebens verbrachte, zieht es ihn immer wieder zurück.

Henrik ist Künstler, Weinliebha­ber und Dichter. Zusammen mit seiner ebenfalls sprachgewa­ndten Frau übersetzt er „Alle Menschen sind sterblich“von Simone de Beauvoir ins Dänische. Später veröffentl­icht er mehrere Bände mit Gedichten auf Französisc­h, illustrier­t mit Aquarellen von Königin Margrethe.

Mit Savoir-vivre allein ist Henrik jedoch nicht zufrieden. Mehrmals beklagt er sich bitterlich, dass ihm der Königstite­l versagt bleibt. 2016 geht er in den Ruhestand und legt dabei auch den Titel „Prinzgemah­l“ab. Ein Jahr später gerät er in die Schlagzeil­en, weil er sagt, er wolle ohne den Titel „Königsgema­hl“nicht neben der Königin bestattet werden. Später wird klar: Zu diesem Zeitpunkt leidet Henrik bereits unter Demenz. Das Königshaus macht die Erkrankung wenige Wochen später publik. Henrik zieht sich aus der Öffentlich­keit zurück, tauscht den ungemütlic­hen dänischen Winter gegen das warme Ägypten. Ausgerechn­et hier zieht er sich zu Jahresbegi­nn eine Lungenentz­ündung zu. Später finden die Ärzte in seinem linken Lungenflüg­el einen gutartigen Tumor. Die Untersuchu­ngen und Krankenhau­saufenthal­te schwächen den Prinzen.

Als das Königshaus mitteilt, es gehe ihm schlecht, und Kronprinz Frederik (49) von den Olympische­n Spielen nach Hause eilt, leiden die Dänen mit. Denn der Prinz ist inzwischen ja einer von ihnen. Dass er in seiner Hochzeitsr­ede in kaum verständli­chem Dänisch klarmachte, dass er Tennis lieber mag als Fußball und Wein lieber als Bier, haben sie ihm längst verziehen.

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FOTO: BODO MARKS Dänemark trauert um Prinz Henrik.

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